Ich folge keinem Plan, wenn ich Kunst mache. Schicht für Schicht, Strich für Strich geht es darum, etwas entstehen zu lassen. Ich bin offen für die Entwicklung und manchmal selbst von dem Ergebnis überrascht. Das war auch in diesem Jahr so. Ich habe viel Neues gelernt. Nicht nur über Techniken oder Materialien, sondern auch über mich selbst und darüber, wie ich mit Herausforderungen umgehe. 

Manches musste ich auf die harte Tour lernen. Andere Lektionen habe ich noch nicht vollständig verinnerlicht – aber ich arbeite an mir und lerne ständig weiter. Denn meine Kunst ist auch eine Reise hin zu mir selbst. Dies hier sind die 5 Kernpunkte dessen, was mich meine Kunst in diesem Jahr gelehrt hat.

1. Kunst braucht ihren eigenen Rhythmus

Ich muss gestehen, Geduld ist nicht gerade meine hervorstechendste Eigenschaft. Wenn ich eine Idee zu einem Bild oder einer Serie habe, möchte ich am liebsten, dass alles sofort fertig ist. Doch das funktioniert selten.
Es gibt Phasen, in denen alles fließt, und andere, in denen nichts vorangeht, egal wie sehr ich es versuche.

Ein Bild braucht Zeit, um sich zu entwickeln, und ich muss bereit sein, mitzugehen. Wenn ich zu viel will, wird meine Arbeit schwerfällig – und das sieht man dann auch dem Bild an. Lasse ich den Dingen aber ihren Lauf, entsteht oft genau das, was ich gesucht habe. Wie von allein.

2. Fehler sind Teil des Prozesses

Ich bin keine Perfektionistin. Trotzdem habe ich die Angst zu scheitern oft selbst empfunden und weiß, dass sie der größte Feind der Kreativität ist. Jeder kreative Versuch hat auch das Potenzial, zu scheitern. Nur so kann überhaupt Neues entstehen.

Es ist so leicht zu zögern, zurückzuschrecken und sich zu sagen, dass man gar nicht erst anfangen muss, es wird ja doch nichts. Aber es ist auch furchtbar, und wenn ich es täte, beraubte ich mich selbst.
Nicht alles, was man beginnt, wird auch zum Meisterwerk – natürlich nicht. Aber ich kann mich selbst ins Erstaunen versetzen, wenn ich einfach ins Wasser springe und dem Prozess vertraue.

3. Die eigenen Grenzen kennen ist wichtig

Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich als Künstlerin arbeiten kann. Kreativ zu sein und mich auszudrücken, erfüllt mich. Aber genau das birgt auch eine Gefahr. Es gibt immer noch eine Idee, die ausprobiert werden will, noch einen Strich, der das Bild besser machen könnte. Und weil diese Arbeit so erfüllend ist, merke ich manchmal nicht, wie erschöpfend sie auch sein kann.

In diesem Jahr habe ich das wieder am eigenen Leib erfahren: Nach einer Erkältung, die mich völlig ausknockte, fühlte ich mich wochenlang ausgelaugt. Es war ein deutlicher Hinweis darauf, wie notwendig es ist, auf meine Grenzen zu achten.

Langsamer machen, Pausen einplanen ist nicht das Gegenteil von produktiv sein. Es ist der Schlüssel, um nachhaltig kreativ zu bleiben. Grenzen setzen heißt für mich, nicht nur Raum für Ruhe und neue Ideen zu schaffen, sondern auch die Freude an meiner Arbeit zu bewahren.

4. Kreativität verbindet

In diesem Jahr habe ich oft darüber nachgedacht, wie sehr Kreativität Menschen zusammenbringt. Sie ist eine universelle Sprache, die uns über Unterschiede hinweg verbindet. Dabei geht es weder um das fertige Werk, noch um das kreative Genre – es geht um die Geschichten, Gedanken und Gefühle.

Kreativität schafft Raum für Begegnungen, die im Alltag vielleicht nie stattgefunden hätten. Das gilt für mich ganz besonders in diesem Jahr, denn durch Zufall bin ich im März in eine neue kreative Familie gestolpert. Die Verbindungen und Ideen, die seither entstanden sind, haben mich sehr bewegt. Auch meine Interview-Reihe ist eine natürliche Folge dieser Gemeinschaft kreativer Menschen.

Jeder bringt seine eigene Perspektive ein, und doch gibt es diesen gemeinsamen Flow, der alles zusammengefügt. Aber Kreativität verbindet nicht nur Menschen miteinander, sie verbindet mich auch mit mir selbst. Mit und durch meine Kunst spüre ich, wer ich bin und was mich bewegt. 

5. Kunst ist mein Spiegel

Meine Kunst spiegelt oft genau das wider, was mich innerlich beschäftigt, auch wenn ich es selbst nicht sofort merke. Wenn ich versunken an einem Bild arbeite und mich auf Farben, Formen, Schichten konzentriere – dann kann es passieren, dass das Bild mehr über mich erzählt, als ich vorher wusste. 

Ich trete zurück und erkenne in meinen Werken plötzlich etwas wieder: eine Stimmung, ein Gedanke oder ein Gefühl, das ich bis dahin nicht greifen konnte. Subtil, aber sehr ehrlich. In diesem Jahr war es bei meiner Arbeit an der Kunstserie Glimpses auch so – sie gewährte mir also Einblicke in mich selbst.

Meine Kunst erlaubt mir nicht nur, mich auszudrücken, sie ist auch ein Weg, mich selbst besser zu verstehen. Sie zeigt mir, was mich bewegt, wo ich vielleicht blockiert bin, und manchmal auch, wo es weitergehen könnte. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Lektionen eines kreativen Jahres

Das sind also die Erkenntnisse dieses Jahres: Für mich gab es viele kleine und große Lektionen, die sich zwischen Farben und Formen versteckt haben.
Hast du in diesem Jahr durch dein kreatives Tun auch etwas gelernt? Lass es mich in den Kommentaren wissen – ich freue mich auf den Austausch!

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About the Author Lea Finke

Lea Finke ist Künstlerin mit ganzer Seele. In ihrem Blog erzählt sie von Inspiration, Leidenschaft und der Begegnung mit Kunst.