Édouard Manet war zeitlebens ein umstrittener Künstler. Künstlerisch ging er seinen eigenen Weg und ließ sich nicht einordnen. Das brachte ihm Bewunderung von den einen und Verachtung von den anderen ein. Er selbst drückt das so aus:
„Ich male, was ich sehe, und nicht, was andere zu sehen belieben.“
Édouard Manet wäre heute 130 Jahre alt geworden.
Bereiter der Moderne
Seine Bilder werden dem Impressionismus zugeschrieben, auch wenn Manet selbst sich nicht als Impressionist betrachtete. Trotz mehrfacher Einladungen nahm er an keiner einzigen Impressionisten-Ausstellung teil. Der "Pariser Salon" war der Ort, an dem er ausstellen wollte. Seine Werke wurden dort allerdings nicht immer angenommen. Lob erhielt Manet vor allem für seine Porträts und Stillleben, für andere Gemälde erntete er Spott oder sogar Beschimpfungen.
Ab den 1870er Jahren widmete er sich dem Malen des modernen, des bürgerlichen Lebens. Seine Motive fand er auf den Straßen, in den Cafés und großbürgerlichen Heimen von Paris.
Der Skandal der Olympia
Édouard Manet, Olympia, 1863, oil on canvas (Musée d'Orsay, Paris)
Das 1863 entstandene Gemälde Olympia ist eines der Hauptwerke des französischen Malers.
Die liegende, unbekleideten Frau hat als Motiv in der Kunstgeschichte eine lange Tradition, man sollte also meinen, dass das Bild wenig Anlass für einen Eklat bot. Und doch verursachte es einen der größte Aufruhr der Kunstgeschichte.
Bis dahin dienten entweder religiöse oder mythologische Hintergründe als eine "Entschuldigung" für Nacktheit. Manet verzichte darauf. Er malte eine Prostituierte und das verbrämte er nicht.
Zudem sieht Olympia den Betrachter selbstbewusst an. Sie schlägt den Blick nicht nieder, ist nicht verschämt. Ihre Darstellung ist weder anstößig, noch vulgär, nicht einmal besonders sinnlich. Sie zeigt Olympia als Frau, die sich ihrer Reize bewusst ist und die gewillt ist, diese zu ihrem Nutzen einzusetzen. Das macht sie von einem (Sex)Objekt zu einem selbstbestimmten Wesen. Eine Rolle, die Frauen im Allgemeinen und Prostituierten im Besonderen damals nicht zustand.
Hinzu kommen skandalträchtige Symbole in der Bildsprache: Der Blumenstrauß eines Verehrers, den die schwarze Dienerin hereinträgt, ist eine Liebesgabe. Die Orchidee im Haar Olympias symbolisiert ein Aphrodisiakum. Perlen werden mit der Liebesgöttin Venus assoziiert, und die Katze steht für erotische Ausschweifungen. Das erklärt vermutlich die heftigen Reaktionen auf das Bild.
"Wenn Olympias Träumen dann ein Ende nimmt,
Tritt in der süßen Botin schwarzem Arm der Frühling ein.
Zur Sklavin war sie in der Liebesnacht bestimmt,
Doch will am Tag sie feiern schönen Augenschein:
Die hehre Frau, in der die Flamme glimmt."
Versdichtung von Zacharie Astruc, nachdem er das Gemälde gesehen hatte.
Als das Gemälde 1865 im Pariser Salon ausgestellt wird, kommt es vor dem Bild zu Menschenansammlungen. Es wird verlacht, verspottet und beschimpft. Schließlich muss es sogar außer Reichweite gehängt werden. Die überwiegend männlichen Besucher drohen mit Spazierstöcken und Schirmen danach zu schlagen.
Manets Olympia befindet sich heute im französischen Staatsbesitz und wird im Musée d’Orsay ausgestellt.
Sein Vermächtnis
Das Olympia-Thema wurde immer wieder aufgegriffen. Zuerst von Paul Cezanne, aber auch Gerhard Richter und viele andere ließen sich von dem Gemälde inspirieren. Gerade auch Olympia sorgt dafür, dass Manet für viele Kunsthistoriker als Begründer der modernen Malerei ist. Seine Kunst war neu, modern, unkonventionell und freizügig. Seine Motive waren profan, er zeigte das tägliche, wenn auch privilegierte Leben.
Nach seinem frühen Tod – sein Bein musste aufgrund einer Syphilis-Erkrankung amputiert werden, was er nur 10 Tage überlebte – gewann sein Werk an Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Jetzt für den Newsletter anmelden und
nichts mehr verpassen
Erhalte exklusive Einblicke in meine kreativen Prozesse, erfahre die Geschichten hinter meinen Kunstwerken
und erhalte Einladungen zu meinen Ausstellungen und Events.
Als Dankeschön schenke ich dir 10% Rabatt auf deinen ersten Einkauf.