Tobias Tambornino feiert in seinen Werken bewusst das Unperfekte. Sein Stil ist experimentell, spielerisch und lässt dem Zufall Raum, um sichtbar zu bleiben. Fehler oder Unregelmäßigkeiten sind für ihn keine Makel, sondern ein wichtiger Teil des künstlerischen Prozesses.

In seiner Arbeit liebt er es, die Dinge einfach mal laufen zu lassen. Sein Ansatz ist spontan und offen für alles, was im Prozess passiert – gerade das Ungeplante macht seine Kunst so interessant. Er arbeitet mit verschiedenen Materialien und Techniken, ohne sich auf eine Richtung festzulegen.

Vorstellung

Wie ist dein Name?
Tobias Tambornino 

Wo lebst du?
Monschau, NRW

Welche Art von Kunst/Kreativität machst du hauptsächlich? (Malerei, Skulptur, Fotografie, digitales Design, etc.)
Zeichnen, Malerei und kreatives Schreiben

Hast du eine formale Ausbildung absolviert oder bist du Autodidakt?
Nein, ich habe keine Ausbildung. Ich bin in einem Umfeld groß geworden, das mir von klein auf signalisiert hat: „Süß, deine Zeichnungen, aber du bist nicht gut genug. Mach lieber was Richtiges.“ Und ich habe es geglaubt. Aber es hat mich immer gerufen und so habe ich immer wieder Neues ausprobiert und gelernt - im Verborgenen.

Wo kann man deine Arbeiten sehen? Hast du eine Website oder Social-Media-Profile, die du teilen möchtest? 
Meine Kunst kann man auf Instagram sehen und auf meiner Website finden.

Willem Dafoe

Du bist kreativ. Warum?

Wie bist du zur Kunst gekommen? Wo hat deine kreative Reise begonnen?

Ui, das ist mir fast ein bisschen peinlich: Abpausen von Clever&Smart-Comics. Dann habe ich mich an Superhelden-Comics versucht und wollte unbedingt so zeichnen können wie die Zeichner der Marvel- und DC-Comics. Neben dieser popkulturellen Quelle gab es eine Art „Erweckungserlebnis“: Ich war im Alter von 19 Jahren bei meiner Patentante in San Francisco im Jahr 2001. Ein toller Trip. Wir waren im Getty Museum in Los Angeles und eines der Heuhaufen-Bilder von Monet hat mich tatsächlich zu Tränen gerührt. Seitdem ist Kunst nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken. 

Was inspiriert dich?

Meine Inspiration ziehe ich aus Popkultur, Literatur, Philosophie. Zudem sind es kleine, stille Momente, in denen die Zeit stehen bleibt; in denen die Wirklichkeit hervorblitzt unter den Konventionen, Gesetzen, Dringlichkeiten und Eitelkeiten der Menschen. Kinder inspirieren mich mit ihrer Offenheit und Direktheit. Kleine Spuren im Alltag inspirieren mich.
Ich habe letztens ein schönes Bild gefunden für das, was ich meine: Wenn man etwas stickt oder webt, hat man eine Vorderseite und Rückseite. Auf der Vorderseite sieht man das, was man sehen soll. Auf der Rückseite sieht man die "Abkürzungen“ und “Spuren“ des Prozesses. Nie sind Vorder- und Rückseite identisch. Wer das behauptet, lügt sich selbst etwas vor. Und mich inspirieren die Momente, in denen die Diskrepanz zwischen Vorder- und Rückseite sichtbar wird.

Gibt es bestimmte Künstler:innen oder Stile, die dich beeinflussen?

Oh, das wird eine lange Liste, die ich jetzt ungefiltert raushaue:
Monet, Manet, Van Gogh, Renoir, Magritte, Lovis Corinth, David Shrigley, John Romita jr., Frank Miller, Mike Mignola, Hayao Miyazaki, Jango Edwards, Alan Watts, Paolo Bigelli, Frida Kahlo, Matisse, Frank Frazzetta, James Gurney und so viele mehr… 

Wie sieht dein kreativer Prozess aus? 

Welche Materialien und Werkzeuge verwendest du am liebsten und warum?

Am Anfang steht meist eine Idee.
Die kann mich jederzeit anspringen: Beim Einkaufen, beim Konsumieren von Medien und Kunst, beim Duschen oder wenn ich die Welt aus dem Augenwinkel beobachte. Danach mache ich meist Skizzen und sammele Referenzen. Ich muss immer ein bisschen warten, bis ein gewisser „Kipp“-Punkt erreicht ist und sich genug Ideen, Vorstellungen und genug Lust, diese Ideen in die Welt zu holen, aufgestaut haben.
Dann kann es ganz schnell gehen oder ein Werk braucht mehrere Tage bis Wochen, um fertig zu werden (meist kommt der Alltag dazwischen oder meine Konzentration lässt nach).

ODER ich mache einen Strich, dann den nächsten und plötzlich bin ich fertig. Es sind auch immer die verschiedenen Anteile in mir, die den Prozess gestalten: Ein bestimmtes Kind in mir ist impulsiv und ziemlich sicher, in dem, was es da tut, das andere zweifelt und ist zögerlich; manche Anteile wollen genau arbeiten, andere rau und schnell. Ich habe in den letzten Monaten gelernt, den Anteilen zuzuhören und ihnen Platz zu geben und gespannt zu beobachten, was dabei entsteht.
Man sieht es auch meiner Kunst an, dass da immer andere am Werk sind und lange habe ich damit gehadert, weil ich unbedingt einen „Stil“ entwickeln wollte - etwas, das man immer und überall als von mir erschaffen erkennt.
Mit diesem Wunsch habe ich abgeschlossen, denn was ist besser als ein einzelner „eigener Stil“? Genau: viele „eigene Stile“!

So erklärt sich auch meine Verwendung von Materialien: Manchmal muss es der Bleistift, manchmal die dicke Farbe sein - je nachdem, wer gerade „Vorne“ ist. Mir ist auch in der letzten Zeit klar geworden, dass ich diese „Vielheit“ gerne in meinen Bildern haben möchte: Spuren der Arbeit und Spuren der verschiedenen Anteile in mir. Hilfslinien oder Notizen in den Bildern sind eigentlich Teil der „Rückseite“ eines Werks - man soll sie nicht sehen. Unterschiede bei naturalistischer und stilisierter Darstellung zeugen von meiner „Rückseite“, die ich viel zu lange ignoriert habe und gar nicht wusste, wie sie aussieht.

Ich mag es eigentlich nicht, wenn KünstlerInnen den therapeutischen Aspekt ihres Kunstschaffens ansprechen, denn da entsteht die Gefahr der Banalisierung des Werks. Es steht nicht mehr für sich selbst, sondern für meine innere Heilung etc., weswegen ich darüber nicht so viel sprechen möchte. Aber diese „Rückseite“ möchte ich gerne endlich zeigen, weil sie der Frage „Was macht Mensch-Sein aus?“ vielleicht einen neuen Aspekt hinzufügen kann: Um etwas wirklich zu verstehen, muss man Vorder- und Rückseite kennen.

Gibt es ein bestimmtes Projekt oder Werk, das dir besonders viel bedeutet?

Die Bilder, die ich für Freunde und Familie gemalt oder gezeichnet habe, bedeuten mir viel. Durch diese Bilder konnte ich meine Liebe für diese Menschen ohne Worte ausdrücken. Zudem die Bilder, die in letzter Zeit entstanden sind. (Die Bilder im Anhang). Durch sie konnte ich meine Liebe für mich selbst erkennen und ohne Worte ausdrücken.

Was war die größte Herausforderung, die du als Künstler bisher überwinden musstest?

Mich selbst Künstler zu nennen. Meine Werke zeigen und ihren Wert erkennen. 

Wie wichtig ist dir die Verbindung und Interaktion mit anderen Künstler:innen und Kreativen?

Es ist sehr wichtig. Jeder von uns braucht diese Bestärkung, dass das, was wir tun, richtig ist - in welcher Form auch immer. Wir müssen viel kämpfen - mit uns selbst und mit der Welt - um als KünstlerInnen bestehen zu können. Da muss es einen Ort geben, an dem man nicht kämpfen muss, sondern sich gegenseitig groß macht.

Was bedeutet Kunst für dich? Welche Rolle spielt sie in deinem Leben?

Kunst zeigt, dass der Mensch im Grunde gut ist.

Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Kunst in der Gesellschaft? 

Welche Aufgaben haben Künstler:innen in der Gesellschaft?

Kunst zeigt, dass der Mensch im Grunde gut ist - immer wieder. KünstlerInnen sind Menschen, die das wissen und immer neue Wege finden, um uns daran zu erinnern.

Welche Themen sind dir wichtig? 

Gibt es ein Thema oder eine Botschaft, die du in deiner Kunst transportieren möchtest?

Es gibt ein Buch, in das ich immer mal wieder schaue, wenn ich künstlerisch blockiert bin. „The art of looking sideways“ von Alan Fletcher. 1000 Seiten dick und eine Bibliothek für den Blick auf die „Rückseite“ der Dinge und der Menschen. „Die Welt aus dem Augenwinkel betrachtet“ ist für mich eine passende Übersetzung dafür und ein schönes Schlagwort für mein Thema der immer wieder neuen Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit - die äußere, die ich mit allen teile, als auch meine innere Wirklichkeit, deren Schönheit ich erst langsam zu lieben gelernt habe.
Ich bin lange mit dem mir unbewussten Konzept herumgelaufen, dass die Welt gefährlich ist und Menschen unberechenbar und bösartig. Alles ist ernst und steht auf dem Spiel. Aber was wäre, wenn es nicht so ist? Wenn die Welt ein Spielplatz ist und ich darf hier sein?
Ein abenteuerlicher Gedanke, den es sich zu erforschen lohnt.


Vielen Dank, Tobias!

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Wenn du selbst Künstler:in oder Kreativschaffende:r bist, ganz gleich, ob du in der Malerei, Musik, Literatur oder einer anderen Form der Kunst, und Lust hast, über deine Arbeit und deinen kreativen Prozess zu sprechen, dann melde dich gerne bei mir.
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About the Author Lea Finke

Lea Finke ist Künstlerin mit ganzer Seele. In ihrem Blog erzählt sie von Inspiration, Leidenschaft und der Begegnung mit Kunst.