Ehrlich gesagt, hatte ich mir die letzten Wochen ganz anders vorgestellt. Aber manchmal zwingt uns das Leben eben zu einer Pause – ob man will oder nicht. In meinem Fall war es eine Erkältung, die mich von Kopf bis Fuß ausgebremst hat. Kreative Projekte? Fehlanzeige. Stattdessen: Couch, Decke und Tee.
Kommt es nur mir so vor, oder sind die Erkältungen in diesem Jahr hartnäckiger und langwieriger als sonst? Mich jedenfalls hat sie 2 Wochen lang mehr als kaltgestellt! Ich gebe zu, anfangs wollte ich wenigstens noch dies oder das erledigen. Selbst schuld: An meinem Geburtstag lag ich dann flach und es ging nichts mehr.
Notiz an mich selbst: Wenn du dich schon ausbeutest, dann bitte rücksichtsvoll!
Vom Flow zur Vollbremsung
Dazu gehört auch, darauf zu achten, wenn der Körper mit einem zunächst noch zurückhaltenden Warnsignal vorsichtig den Finger hebt.
An dieser Stelle muss ich ein kleines Geständnis machen. Mir persönlich ist eine Künstlerin bekannt, die, wenn sie in einem kreativen Flow steckt, so vertieft ist in ihre Arbeit, dass sie gar nicht merkt, wie die Stunden vergehen. Schnell noch dies, schnell noch das, bis sie dann mit übervoller Blase hibbelnd auf ihrem Stuhl sitzt - und trotzdem noch "schnell" etwas erledigen will.
Ähnlichkeiten mit der hier schreibenden Künstlerin sind natürlich rein zufällig.
Das Beispiel ist eigentlich harmlos - aber schon nicht mehr wirklich, wenn ich nicht einmal mehr merke, wie müde oder erschöpft ich bin. Oder schlicht, dass ich kalte Füße habe.
Machen wir einen Schritt zur Seite, und werden wir einen Augenblick lang ernst. Denn mich hat dieser Zug, vor lauter Begeisterung meine Bedürfnisse zu missachten, direkt in einen Burnout und in schwere Depressionen getrieben. Kein Wunder!
Kreativität macht Spaß, sogar glücklich, aber sie ist auch anspruchsvoll. Sie fordert Energie und Fokus – und das oft, ohne dass man es merkt.
Weit vor der Erkältung hat mein Körper mir signalisiert: "Achtung! Es wird zu viel!" Tja, ich brauchte wohl einen ordentlichen Dämpfer, um es zu verstehen. Die Erkältung hatte ein leichtes Einfallstor - und mich erstmal ins Bett geschickt.
Kunst und Selbstfürsorge in der Pause
Inzwischen geht's mir besser. Die Energie ist wieder da, aber gleichzeitig fühle ich mich trotzdem noch geschlaucht von der Erkältung, und es ist viel liegengeblieben ... Da muss ich wohl aufpassen, dass ich mich nicht gleich in die nächste Erschöpfung hineinmanövriere.
Früher hätte ich direkt wieder Gas gegeben. Heute versuche ich es anders. Es sind ja nicht immer die großen kreativen Projekte, die mir helfen zurückzufinden in den Rausch der Kunst. Ein bisschen Skizzieren, Farbpaletten mischen ... Kleine kreative Akte, die den Kopf frei machen, ohne meinen Energiehaushalt zu überfordern.
Übrigens, auch ohne Krankheit und Erschöpfung sind diese kleinen Fingerübungen nicht zu unterschätzen!
Nichtstun, das guttut
Einfach nur dasitzen, eine Tasse Tee in der Hand, und die Gedanken kommen und gehen zu lassen, kann mir schon schwerfallen. Besonders, wenn mein Kalender aus allen Nähten platzt. Immer ist da dieser Drang, „produktiv“ sein zu müssen.
In Wahrheit ist Nichtstun, ja gar kein nichts Tun. Ein Künstler im Liegestuhl, sagt Philippe Djian sinngemäß, ist ein hart arbeitender Mensch.
Es, das Nichtstun, schafft Raum für Gedanken und Ideen. Diese kleinen Pausen, habe ich festgestellt, sind nicht weniger wichtig für meinen kreativen Prozess als die Zeiten, in denen ich aktiv male. Je weniger ich kreative Impulse erzwinge, desto eher kommen sie von selbst. Meine Kreativität ist da, wenn ich ihr den Raum gebe, sich zu entfalten.
How to
Das klingt so einfach. Pausen als Reset-Knopf für das kreative Denken, was vorher blockiert war, kann wieder fließen, die Energie ist wieder da und auch die Lust kreativ zu sein.
Leider nein. Gerade weil ich mein Bedürfnis nach kreativen und erholsamen Pausen zu lange ignoriert habe, habe ich mich in eine Situation manövriert, in der mir das Zurücktreten schwerfällt. Ich bin noch schwach von der Krankheit und müsste viel mehr Pausen einlegen, weil ich schnell erschöpft bin, finde aber andererseits in den Pausen keine Erholung, weil ich viel zu angespannt bin.
Was also nun? Wie komme ich da wieder heraus? Leider ist das ja nicht mein erstes Rodeo, weshalb ich auch schon ein paar Dinge gefunden habe, die mir in solchen Situationen helfen. Falls du noch weitere Ideen hast, lass es mich bitte wissen. Ich kann es gebrauchen!
1. Langsam starten
Eins habe ich gelernt: Wenn ich versuche, sofort wieder voll einzusteigen, falle ich schnell auf die Nase. Stattdessen starte ich langsam, mit einfachen Aufgaben. Die müssen nicht unbedingt kreativ sein. Die Ablage ist so eine Aufgabe - ich muss dabei nicht nachdenken, das Lochen und Abheften kann fast meditativ werden, und am Ende ist eine ungeliebte Aufgabe weniger auf meiner Liste.
2. Inspirationsquellen anzapfen
Wenn mir die Energie fehlt, selbst aktiv zu sein, ist das oft die perfekte Gelegenheit, mich inspirieren zu lassen. Kunstbücher durchstöbern, einen Podcast über Kunst und Kreativität hören oder einfach nur Pinterest durchforsten. Ohne Druck, sofort selbst etwas schaffen zu müssen.
3. Yoga – Anspannung loslassen
Normalerweise starte ich meinen Tag mit ein paar kurzen Yoga-Einheiten, um in Bewegung zu kommen. Aber jetzt habe ich mir auch wieder ein paar längere Yin-Yoga-Sitzungen gegönnt. Erst in den langen Haltungen merke ich, wie viel Anspannung sich in meinem Körper versteckt hat, selbst wenn es sich vorher nicht so angefühlt hat. Diese Momente sind wie ein Aufatmen für meinen Körper und helfen mir, wirklich loszulassen.
4. Mikro-Pausen einlegen
Gerade, wenn ich schnell wieder erschöpft bin, brauche ich mehr Pausen als üblich. Aber auch kleine Pausen zwischendurch können helfen: Ein paar Minuten meditieren oder einfach mal die Augen schließen. Es muss nicht immer gleich ein ganzer Tag sein, manchmal reichen schon ein paar Minuten, um wieder Energie zu tanken. Gut ist es, diese Pausen einzulegen, bevor ich merke, dass ich sie brauche.
5. Zeit mit meinem Liebsten
Gemeinsam einen Kaffee trinken, über nichts Bestimmtes reden oder einfach nur zusammen sein. Diese Momente helfen mir, mich zu erden und wieder Energie zu schöpfen.
6. Luftveränderung
Ein Spaziergang, Natur erleben oder mit einer Freundin im Café sitzen - kurz, die Perspektive wechseln und etwas Neues sehen. Auch Museumsbesuche genieße ich sehr.
6. To-do-Listen umdenken
Meine Never-to-be-done-Liste kann ziemlich demotivierend wirken. Also mache ich daraus kleinere, machbare Listen: Was ist wirklich wichtig? Was kann warten? Was ist schnell erledigt und kann dann auch schnell gestrichen werden?
Und manchmal bleibt ein Punkt auf der Liste auch einfach stehen, weil es gerade okay ist, etwas nicht zu tun.
7. Zeit für Nichtstun einplanen
Ich bin zwar schlecht darin, aber manchmal hilft es, Nichtstun bewusst einzuplanen. Wenn es gar nicht anders geht, sogar mit einem Eintrag in meiner To-do-Liste.
Schutzmodus an – Pausen sind kein Luxus
Am Ende bleibt nur eins: Es ist okay, mal einen Gang runterzuschalten. Pausen sind weder Schwäche noch Luxus. Sie sind Selbstschutz. Manchmal muss man schlicht akzeptieren, dass nicht alles auf einmal geht. Ich arbeite jedenfalls daran, mir das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Schließlich geht es um die mentale Gesundheit.
Wie ist es bei dir? Was hilft dir? Ich könnte in dem Bereich noch eine Menge lernen!
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