Es ist wieder soweit. Ich freue mich: Wenn Judith Peters zu einer Blog-Challenge aufruft, wird es spannend. Sie wählt immer sehr persönliche Themen; Fragen, die man nicht einfach so beantworten kann; da muss man schon in sich hineinhorchen. Judiths Challenges sind immer auch Selbsterkundungen.

Diesmal steht die Challenge unter dem Motto: "Blog your Purpose". Sie startete am Dienstag. Aufgabe: Finde heraus, was dich antreibt. Zeit: 72 Stunden. Am Freitag veröffentlichen dann alle ihren Blogartikel. Angemeldet haben sich mehr als 1.000 Teilnehmer:innen - und jeder einzelne Artikel wird anders sein. 

Purpose, was genau ist das eigentlich? Die Wörterbücher sprechen von Ziel, Zweck, Bestimmung. Aber so einfach lässt sich der Begriff nicht übersetzen. Er bedeutet soviel mehr. Judith konzentriert die verschiedenen Facetten von Purpose auf die Frage: "Was will ich bewirken?"
Vielleicht bin ich noch nicht so weit - Jedenfalls ist mir die Frage schon zu zielgerichtet. Sie geht mir (im Augenblick?) zu sehr nach außen. 

Ich frage hier noch nicht nach dem Was, sondern eher nach dem Warum. Warum tue ich, was ich tue? Was ist der gemeinsame Nenner, der Kern?

Der Sinn künstlerischen Schaffens

Was ist die Kernaussage meiner Kunst?

Für mich ist Kunst kein Selbstzweck. Warum ergreift uns ein Kunstwerk? Warum kann es etwas in uns aufwühlen, uns berühren und sogar verändern, während wir eine Massenproduktion von Ikea vielleicht schön finden können, sie sonst aber nichts weiter in uns bewirkt?
In ihrem Werk sind Künstler:innen auf der Suche. Die Kunst gibt nicht unbedingt Antworten, aber sie stellt Fragen. 

Das spüren wir als Betrachter:innen.

Etwas Schönes schaffen zu wollen, wäre auch für Künstler:innen ein legitimes Anliegen. Aber dies wäre nur ein vordergründiger Zweck.
Viel spannender ist: Warum will man etwas Schönes schaffen?
Ein Künstler könnte sehen, dass Schönheit sich dem flüchtigen Blick entzieht und auf sie aufmerksam machen wollen. Eine Künstlerin könnte Zerrissenheit, Schmerz und Leid etwa "Geheiltes" entgegensetzen wollen. Es kann aber auch einfach der Wunsch sein, die Schönheit, die man selbst erlebt, teilen zu wollen.

Von Friedrich Nietzsche stammt der Satz: "Wir haben Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen." True! Auch für mich war die Kunst oft Rettung.
In schwierigen Zeiten hat sie mich davor bewahrt, an der Realität zugrunde zu gehen.

Ich bin aber auch davon überzeugt, dass die Kunst selbst Wahrheit, Realität, Wirklichkeit transportiert.
Zumindest ist sie auf der Suche danach.

Auf den Spuren des Unbekannten

Meine Kunst hat sich im Laufe der Jahre verändert und entwickelt. Auch der Grund, aus dem heraus ich male, ist nicht immer derselbe. So habe ich für den guten Zweck gemalt, um auf Probleme aufmerksam zu machen; für meine psychische Gesundheit; Umwelt- und Artenschutz liegen mir am Herzen - ich malte, um die Schönheit der Vielfalt zu zeigen; in der Aktmalerei suchte ich Haltung und Intimität auszudrücken; für soziale Gerechtigkeit habe ich gemalt. Ich malte figurativ und abstrakt, habe dargestellt und ausgedrückt.

Wenn ich meine Kunst betrachte, frage ich mich: Was ist die Quintessenz?
Kann ich all diese Beweggründe, warum ich male, was ich male und wie ich male auf einen gemeinsamen Purpose zurückführen? Oder einfach gefragt: Gibt es eine Gemeinsamkeit in meinen Bildern?

Womit wir wieder bei der Frage mit der Schönheit wären.
Oder eben nicht.

1,5° - Klimaschutzkunst

Rising - Wieder aufstehen

Philipine Cockatoo - Kunst für den Artenschutz

Verletzlichkeit und Unbändigkeit

Auf meinen Instagram-Account stelle ich mich vor als Künstlerin, die inspiriert ist durch Unvollkommenheit. Eine wilde Streublumenwiese fasziniert mich mehr als ein perfektes Blumenbeet. Ein Gesicht, dem man ansieht, dass es gelacht und geweint hat, finde ich schöner als makellose Glätte.
Und genau wie ich den gewundenen Waldweg lieber mag als die asphaltierte Straße, finde ich auch Lebenswege interessanter, die nicht schnurgerade verlaufen.

Und so handelt meine Kunst auf die ein oder andere Art immer von Verletzlichkeit. Sie erkennt die Verwundungen an, die sich im Laufe eines Lebens ergeben. Aber sie betrauert sie nicht. Es geht um die - manchmal stille, manchmal überbordende - Unbändigkeit, sich zu behaupten und nicht klein beizugeben, uns anzunehmen, mit all den Verletzungen und gewachsenen "Makeln". 

Im Kern geht es darum: Wir lassen uns durch unsere Wunden nicht definieren. Wir akzeptieren sie und verwandeln sie - in etwas Schönes, etwas Gutes, einen Fundus, aus dem wir schöpfen können.

Zurückeroberung verlorener Wege

Und das Warum hinter dem Warum? Warum ist mir das so wichtig? Es hängt mit meinen Kindheitserfahrungen zusammen. Lange Zeit haben sie meinen Lebensweg geprägt und manche Pfade sind für mich für immer verschlossen. Weil ich einiges einfach nicht nachholen kann.
Aber andere habe ich mir zurückerobert - und auch ganz neue Wege gefunden.

Noch immer habe ich mit Anfällen von Selbstzweifeln zu kämpfen. Mit mangelndem Selbstvertrauen und dem Gefühl Erfolg, Liebe, Glück nicht verdient zu haben. Aber ich kämpfe. Ich lasse diese Gefühle niemals mehr Oberhand gewinnen - jedenfalls nicht für längere Zeit.
Stefan und meine Söhne zeigen mir jeden Tag, dass ich mir ihre Liebe nicht verdienen muss. Sie schenken sie mir - aus vollem Herzen. In ihrer Mitte kann ich heilen.

Wenn ich mir dessen nun bewusst bin: Kann ich Judiths Frage jetzt beantworten?

Was will ich bewirken?

Will ich etwas bewirken? Es liegt mir nicht den Zeigefinger zu erheben und zu sagen: "Seht her. Ich habe diese Erfahrungen gemacht, nun lernt daraus!" Aber wenn ich nur einem Menschen Mut machen kann, sich selbst anzunehmen und zu lieben, dann habe ich viel bewirkt.

Mit meiner Kunst möchte ich sagen: Sieh die Schönheit im Vernachlässigten, liebe das Ungeliebte, schäme dich nicht deiner Verletzungen und deiner Verletzbarkeit. Sie machen dich empfänglicher, empathischer für die Wunden anderer.

Soweit mein Ansatz.
Wie siehst du das? Hast du deinen Purpose gefunden?

Was treibt dich an und wohin treibt es dich? Ich freue mich darauf, von dir in den Kommentaren zu lesen.

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About the Author Lea Finke

Lea Finke ist Künstlerin mit ganzer Seele. In ihrem Blog erzählt sie von Inspiration, Leidenschaft und der Begegnung mit Kunst.