Der August ist bald vorbei und damit neigt sich auch dieser Sommer so langsam aber sicher seinem Ende entgegen. Insgesamt war er für mich eher schleppend, mit seinen rollenden Hitzewellen. Aber der Sommer begann mit einer Auszeit an der Costa Brava, das hat mich doch inspiriert.
Heute muss ich ja doch ein bisschen schmunzeln, wenn ich daran denke, wie ich zu entscheiden versucht habe, welche Kunstmaterialien ich mitnehme nach Spanien. So leicht ist das nämlich nicht. Schließlich will man ja dabei haben, was man braucht, aber Übergepäck will ich dann doch nicht bezahlen.
Damit stehe ich natürlich nicht allein. Überall wo Künstler*innen zusammen kommen, ob in Person oder im Netz, ob Berufs- oder Hobbykünstler*innen, im Sommer werden Tipps ausgetauscht und man diskutiert, was man braucht und ob man es überhaupt braucht.
Jedenfalls habe ich mich gefragt, ob das wohl schon immer so war. Bilder wie das Titelbild dieses Beitrags (übriges, Max Liebermann, Am Strand von Noorwijk) fangen die unvergleichliche Urlaubsstimmung ein. Kunst und Reisen gehören für mich untrennbar zusammen. Ist ja klar, dass ich mehr dazu wissen möchte. Also ran an die Recherche.
Reisen als Quelle der Inspiration
Eigentlich waren Künstler*innen schon fast immer unterwegs. Bereits in der Antike zogen sie dorthin, wo es Aufträge gab. In der Renaissance und dem Barock war Italien für Künstler*innen der Sehnsuchtsort schlechthin. Natürlich hat Italien auch eine Menge zu bieten. Ruinen, Landschaften, das besondere Licht … Für Künstler*innen waren die größten Anziehungspunkte die Werke der Alten Meister, die sich nur dort bestaunen ließen.
Reisen hatte damals hauptsächlich einen Bildungsauftrag. Man sah sich die Welt an, lernte Sitten und Kulturen andere Länder kennen und bestaunte die Schätze und Kunstwerke der feinen Welt. Wer etwas auf sich hielt, reiste nach Rom, Florenz oder Venedig. Töchtern war dieses Privileg wie so vieles Andere damals nicht gestattet. Aber für Söhne aus gehobenem Hause gehörte die Grand Tour im 17. und 18. Jahrhundert zum Pflichtprogramm.
Die jungen Männer ließen sich von der Schönheit verzaubern und nahmen Skizzenbücher voller Eindrücke, Ideen oder gleich ganze Kunstwerke mit nach Hause. Reisen war aber nicht nur ein Zurückbringen von Eindrücken, sondern auch ein Verteiler von Ideen. Kunst konnte wandern, sich wandeln und andernorts neue Zentren entstehen lassen.
Die Grand Tour hat dazu beigetragen, dass sich Kunststile, Architektur und Wissen in Europa verbreiteten. Skizzen und Studien, die in Rom oder Florenz entstanden, fanden später Eingang in Werkstätten nördlich der Alpen. Selbst Möbel, Gärten oder Stadtarchitektur trugen italienische Züge. Flandern etwa wurde im 17. Jahrhundert zu einer Kunsthochburg, weil sich dort das mitgebrachte Wissen mit den lokalen Traditionen verband.
Wer einmal das Licht in Venedig gesehen hatte, schaute daheim anders auf den Himmel. Wer Ruinen bestaunt hatte, bekam ein anderes Gefühl für Geschichte. Und wer fremde Sitten und Kulturen kennengelernt hatte, kam nicht ganz so zurück, wie er aufgebrochen war. Reisen war gut für den Kopf, den Geist, den Körper – und für die Persönlichkeit. Das ist übrigens auch heute noch so, wenn man sich im Urlaubsland auf mehr einlässt, als sich am Strand in der Sonne braten zu lassen.
Camille Pissarro, Blick auf Côte Saint-Denis, Pontoise, Städel Museum, Frankfurt
Vom Pflichtprogramm zur Sommerfrische
Die Renaissance und das 19. Jahrhundert sind in der Kunstgeschichte echte Kipppunkte, an denen sich fast alles verschiebt: das Weltbild, die gesellschaftlichen Strukturen, die Rolle der Künstler*innen, die Themen und die Techniken. Darüber schreibe ich in meinen Artikel immer wieder. Das ist auch diesmal nicht anders.
Das Aufkommen der Eisenbahn war eine revolutionäre technische Entwicklung, mit dem ein völlig neues Kapitel des Reisens begann. Doch es war nicht nur so, dass man nun schneller und weiter reisen konnte. Die Eisenbahn hatte mehr Einfluss auf das Leben der Menschen, als man heute meinen könnte.
Durch den Beginn der Industrialisierung einige Jahrzehnte zuvor zogen viele Menschen vom Land in die Städte, weil dort Fabriken entstanden. Städte wie Manchester oder Berlin wuchsen explosionsartig. Aber die Fabrikarbeit war etwas völlig anderes als das Arbeiten auf dem Feld oder in der Werkstatt. Plötzlich gab es feste Arbeitszeiten, Maschinenrhythmus, Schichtarbeit.
Das Leben wurde dadurch taktgebundener, anstrengender, monotoner und meist auch ungesünder. Die Städte konnten mit dem Zuzug kaum mithalten. Enge Wohnungen, schlechte Hygiene, Luftverschmutzung durch Kohlefeuerung. Krankheiten breiteten sich rasend schnell aus.
Eine neue Klasse von Arbeiter*innen entstand, die im Alltag wenig Erholung hatte. Zeitgleich wuchs aber auch eine städtische Mittelschicht, die Bildung, Kultur und Reisen überhaupt erst nachfragte. Die Eisenbahn verstärkte die Industrialisierung und schuf gleichzeitig die Möglichkeit, dem engen, lauten Alltag zu entfliehen.
Vorher war das Reisen nur mit Kutschen möglich, aber diese waren langsam. Je nach Strecke und Straßenverhältnissen kam man mit 6–10 km/h voran. Für lange Strecken brauchte man Tage oder sogar Wochen. Langen Distanzen konnten Pferde nicht am Stück laufen.
Es gab Poststationen, wo frische Pferde eingespannt wurden. Wohlhabende Reisende konnten eigene Pferde oder Wagen an den Hauptstrecken bereitstellen, aber das war extrem teuer.
Wer diese Mittel nicht hatte, war auf Postkutschen angewiesen. Diese waren eng, unbequem und stanken oft nach Schweiß und Staub. Schlechten Straßen, dem Wetter, und oft auch Räubern war man ausgeliefert. Reisen war strapaziös und trotzdem teuer.
Das Reisen zum Vergnügen (zur Saison in die Stadt, im Sommer aufs Land und Verwandtenbesuche zu Weihnachten) war für wenige vorbehalten, die es sich leisten konnten, Pferde, Wagen und Unterkünfte zu bezahlen. Aber spontan war auch das kaum möglich und der Aufwand lohnte sich nur für längere Aufenthalte.
Für ärmere Menschen war Reisen fast nie eine Option. Man wanderte vielleicht, wenn man aus Not den Wohnort wechselte (Arbeitssuche, Auswanderung), aber sicher nicht für Vergnügen. „Urlaub“ im modernen Sinn gab es nicht. Als die Eisenbahn kam, änderte sich das.
Zwischen Liverpool und Manchester, der ersten Fernbahnstrecke der Welt, sank die Reisezeit von vier auf rund anderthalb Stunden. Ein Zugticket war deutlich günstiger als eine Kutschenfahrt über die gleiche Strecke und man saß nicht mehr eingequetscht zwischen anderen Reisenden. Zum ersten Mal konnten auch Menschen aus der wachsenden Mittelschicht – und später sogar Arbeiter*innen – für einen Tag oder ein Wochenende an Orte reisen, die vorher unerreichbar waren.
Édouard Manet, Die Eisenbahn, National Gallery of Art, Washington
Daraus entstand etwas vollkommen Neues: der kurze Ausflug. Am 5. Juli 1841 organisierte Thomas Cook die erste öffentlich beworbene Bahn-Exkursion – von Leicester nach Loughborough. Etwa 485 Personen nahmen daran teil, es gab Brot, Tee und musikalischer Begleitung zum Preis von einem Schilling. Natürlich war auch die Rückfahrt inkludiert.
In Loughborough fand das Treffen der Temperance-Bewegung, einer Abstinenz- und Reformbewegung, statt. Eigentlich sollten einfach Mitglieder aus Leicester zum Treffen gebracht werden. Aber dieser Ausflug legte den Grundstein für den modernen Massentourismus.
Denn Thomas Cook erkannte das Potenzial, Reisen für viele Menschen erschwinglich und planbar zu machen. In den folgenden Jahrzehnten bot er Ausflüge für Arbeiterfamilien, Vereine oder Sonntagsschulen an. Die Bahnunternehmen stellten Sonderzüge, Cook übernahm die Organisation und Verpflegung.
Diese Fahrten nannte er Cheap Trips – billige Ausflüge, die auch für Menschen erschwinglich waren, die sonst nie verreist wären. Besonders beliebt waren Tagesausflüge ans Meer oder in die Berge. Für viele die erste Begegnung mit solchen Landschaften und vorher schlicht unvorstellbar.
Anfangs boten sich dafür nur Sonntage oder vereinzelt kirchliche Feiertage an. Aber die Maschinen der großen Fabriken mussten gewartet werden. Ganze Fabriken schlossen gleichzeitig für eine Woche, oft im Sommer. Arbeiter*innen nutzten die Zeit für Familienbesuche, lokale Feste und dank Eisenbahn zunehmend für Ausflüge ans Meer.
Die Folgen an der Küste waren schnell spürbar. In England boomten Seebäder wie Blackpool, Margate oder Brighton. Piers, Promenaden, Badehäuser – Infrastruktur für Freizeit entstand, nicht nur für Kurgäste. Getrennte Badezonen und Bathing Machines ordneten die neue Öffentlichkeit des Strandlebens.
Das waren kleine, hölzerne Umkleidewagen auf Rädern, die, meist von Pferden, am Strand ins Wasser gezogen wurden. Badegäste (vor allem Frauen) konnten sich darin ungestört umziehen und durch eine kleine Tür direkt ins Wasser steigen, ohne im Badeanzug über den öffentlichen Strand laufen zu müssen. Sie verschwanden erst, als sich gemischtes Baden langsam durchsetzte.
Auch auf dem Kontinent verschoben Schienen die Landkarte der Sehnsuchtsorte. In Frankreich lagen Paris und die Normandie plötzlich eng zusammen: Die Linie nach Trouville/Deauville war 1863 komplett und verwandelte die Côte Fleurie in ein Sommerparadies für modernes Freizeitleben.
Meer und Küste
Und Künstler waren mittendrin. Eugène Boudin malte ab den frühen 1860ern elegante Gesellschaften am Strand. Er gilt als der „Erfinder“ des Strandbildes. Denn elegante Damen und Herren in bunten Kleidern an den Küstenorten wie Trouville oder Deauville, das war neu. Bis dahin hatte kaum jemand das banale Vergnügen am Strand als würdiges Bildthema gewählt.
Eugène Boudin, Am Strand, Sonnenuntergang, MET, New York
Eugène Boudin war 1824 in Honfleur, an der Mündung der Seine in der Normandie, geboren worden.
Sein Vater war Seemann, Das Meer, Hafen, Himmel und wechselndes Wetter waren Themen, die Boudin nie loslassen sollten.
Er gehörte zu den ersten, die konsequent „en plein air“ malten. Statt idealisierte Landschaften im Atelier zu komponieren, setzte er sich an den Strand, an den Hafen, ins Freie. Seine Zeitgenossen nannten ihn den „König der Himmel“ (roi des ciels), weil er die wechselnden Stimmungen über dem Meer so lebendig malte.
Der junge Claude Monet kam in Le Havre mit Boudin in Kontakt. Boudin ermunterte ihn, nicht nur Karikaturen zu zeichnen, sondern draußen das Spiel des Lichts zu beobachten. Monet sagte später, dass er Boudin sehr viel verdankte - und wir mit ihm. Denn wer weiß, ohne Eugène Boudin als Wegbereiter hätte es den Impressionismus vielleicht nie gegeben.
„Wenn ich Maler geworden bin, verdanke ich es Eugène Boudin. … Meine Augen wurden geöffnet, und ich verstand endlich die Natur.“
— Claude Monet
1870 verbrachte Monet mit seiner Frau Camille die Hochzeitsreise in Trouville. Dort malte auch er den Strand als Ort der Sommerfrische: Vergnügen, Freizeit, Mode, Licht. Camille Monet und Madame Boudin sitzend am Strand, flatternde Kleider und Sonnenschirme, weitere kleine Strandszenen mit Spaziergänger*innen und der flirrenden Meeresatmosphäre.
Dennoch, Monet konzentrierte sich weniger auf gesellschaftliche Szenen, sondern eher auf das Licht, die Bewegung und den Moment. Ein Jahrzehnt später wandte sich Monet erneut der Normandieküste zu, diesmal nicht den mondänen Badegästen, sondern den Felsen von Étretat. Überhaupt verschwanden Personen mehr und mehr aus seinen Bildern. Die Beschäftigung mit Licht und Wetter wurde intensiver.
Die Kreidefelsen von Étretat malte Monet in unzähligen Varianten: bei Sonnenlicht, im Nebel, bei Sturm, bei Ebbe und Flut. Der Fokus lag klar auf der Natur und ihren Veränderungen. Die Küste als sublimes Naturphänomen – fast schon wie eine Kathedrale aus Stein und Licht.
Claude Monet, Étretat, Musée du Luxembourg, Paris
Sicherlich war Frankreich im 19. Jahrhundert das künstlerische Zentrum. Aber die Sommerfrische am Meer wurde auch anderswo zum Thema. Durch Englands Vorsprung in der Entwicklung der Eisenbahn hatten die Strände dort schon früh eine eigene Kultur entwickelt.
William Powell Frith malte 1858 in seinem großen Gesellschaftspanorama Ramsgate Sands die viktorianische Badekultur in allen Facetten – dicht gedrängte Figuren, Sonnenschirme, Badegäste und Spaziergänger, ein Wimmelbild des modernen Seebads.
Auch an der Nordseeküste wurden Strände zum Motiv. In den Niederlanden und später auch in Deutschland zog es Maler*innen nach Scheveningen oder Noordwijk. Auch Max Liebermann etwa hielt dort Strand- und Badeszenen, wie im Titelbild, fest. Noch weiter im Norden, in Dänemark, versammelte sich ab den 1870ern eine Künstlerkolonie in Skagen. Maler wie Peder Severin Krøyer zeigten Fischer, Badende und Spaziergänge am Meer, lichtdurchflutet und hell.
Und selbst in Amerika tauchte das Motiv fast zeitgleich auf. Winslow Homer malte 1869 Long Branch, New Jersey – elegante Damen mit flatternden Kleidern am Atlantik, im selben Geist der Sommerfrische, der auch in Europa zum Bildthema geworden war.
Winslow Homer, Long Branch (New Jersey), Museum of Fine Arts, Boston
Berge und Seen
Aber Sommerfrische hieß nicht immer auch gleich Meer. Die Berge hatten ihre eigene Anziehungskraft. Und mit der Eisenbahn waren sie plötzlich in Reichweite.
Deutsche und österreichische Alpenvereine organisierten das neue Gehen in die Höhe. 1871 fuhr am Rigi in der Schweiz die erste Zahnrad-Bergbahn Europas. Von hier aus breitete sich das Modell weiter aus. Neue Zahnrad- und Seilbahnen erschlossen die Alpen, und Alpenvereine mit ihren Hütten und Wegen machten das Hochgebirge erfahrbar. Wer zuvor nur von Gipfeln las, konnte sie nun mit eigenen Augen sehen.
Die französischen Alpen mit dem Mont Blanc wurden nicht nur für Bergsteiger zum Ziel , sondern auch für jene, die die Gletscher und Gipfel aus sicherer Entfernung bestaunen wollten. Maler wie Alexandre Calame hielten die Alpen in imposanten Ansichten fest. So monumental musste es aber nicht immer sein. Künstler*innen fingen Gletscher und Bergkulissen auch leichter und unmittelbarer in Skizzen und Aquarellen ein.
Die kleineren Berg-Panoramen des Südens wurden ebenso oft zum Motiv wie die Bergmassive der Alpen. Paul Cézanne widmete sich unermüdlich der Montagne Sainte-Victoire in der Nähe seiner Heimatstadt bei Aix-en-Provence. Auch Paul Guigou hatte die provenzalische Landschaft für sich entdeckt. Er zeigte in seinen Werken die südfranzösische Natur mit Dörfern, Hügeln und karger Vegetation, sonnenhell und herb.
Keine heroischen Gipfel, sondern die immer neue Begegnung mit Form, Farbe und Licht.
Paul Guigou, Landschaft bei Roquevaire in der Provence, Städel Museum, Frankfurt
Am Fuß der Berge lockten die Seen. Sie waren nicht nur landschaftlich reizvoll, Himmel und Gipfel spiegelten sich im Wasser, zugleich waren sie auch gesellschaftlicher Treffpunkt. Dampfschiffe, Seebäder, Uferpromenaden – der perfekte Ort um zu sehen und gesehen zu werden.
Die Malerei griff dieses Lebensgefühl auf. Neben stimmungsvollen Landschaften entstanden Bilder, in denen Boote, Badegäste und Uferhäuser das Motiv bildeten. Die Seen wurden als Naturidyll gezeigt, aber auch als Orte, an denen man den Sommer verbrachte.
Ob am Genfersee oder an den oberitalienischen Seen, ob am Tegernsee oder Attersee, überall verband sich die Landschaft mit der neuen Freizeitkultur. Künstler hielten fest, wie Wasserflächen das Licht einfingen, wie Himmel und Berge im See verschwammen und das gesellschaftliche Leben als Teil dieser Kulisse.
Gustav Klimt, Schloss Kammer am Attersee III, Sammlung Belvedere, Wien
Wälder und Flüsse
In heißen Sommern lockte es nicht nur die Haute Volée in die schattige Kühle der Wälder und an die Ufer der Flüsse. An diesen stillen Rückzugsorten verbrachte man seine Zeit mit Spaziergängen, Picknicks oder Ausritten. Künstler*innen hielten diese Momente fest – Waldlichtungen, verschlungene Wege, Lichtspiele zwischen den Bäumen.
Ruderboote mit Ausflüglern, Paare, die sich treiben ließen, Menschen suchten nach Erholung jenseits von Arbeit und Stadtleben. Picknicks im Wald und Bootsfahrten auf den Flüssen der näheren Umgebung waren erschwinglich, unkompliziert und gleichzeitig „fein genug“, um gesellschaftlich akzeptiert zu sein.
Maler griffen diese Motive dankbar auf. Statt Historien- und Mythenszenen wollten sie das moderne Leben zeigen. Ein Picknick oder eine Bootspartie bot Gelegenheit, Mode, Verhalten und soziale Rollen abzubilden: Wer sitzt wie? Wer schaut wen an? Wer steht außerhalb? Damit wurden diese Szenen fast kleine Gesellschaftsstudien.
Gleichzeitig waren diese Aktivitäten genau das, was man von der Sommerfrische erwartete: Unbeschwertheit, Nähe zur Natur und geselliges Beisammensein.
Edouard Manet, Bootsfahrt, The MET, New York
Ein Sommer, der bleibt
Im 19. Jahrhundert wurde die Welt größer. Und das hat die Kunst für immer verändert. War Landschaft bis dahin nur der Ort des Geschehens, wurde sie spätestens im Impressionismus zum Hauptakteur. Reale Orte konnten bereist werden, Maler*innen zeigten Landschaften, die tatsächlich existierten und die die Stimmung des Bildes bestimmten.
Die Eisenbahn schaffte die Möglichkeiten, aber die Kunst war es, die Fernweh weckte. Kunst reagierte auf neue Freizeitgewohnheiten, aber sie formte sie auch. Gemälde von Picknicks, wehenden Kleidern und imposanten Berggipfeln machten Lust, selbst an einen Fluss zu fahren oder in den Bergen zu wandern. Sommerfrische als gesellschaftliches Phänomen wurde durch die Kunst sichtbar, begreifbar und dauerhaft.
Die Kunst des 19. Jahrhunderts war bahnbrechend und die Faszination für sie hält bis heute an, weil wir verstehen, was wir sehen. Keine verklausulierte Bedeutung, wir brauchen kein religiöses oder geschichtliches Wissen. Das ist das Leben, wie wir es kennen. Die Mode hat sich verändert, die Städte sind größer. Aber die Bilder sprechen unsere Sprache. Und wenn wir das Licht in den ihnen betrachten, wecken sie den Sommer in uns.
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