Es ist nichts Schlimmes passiert. Aber doch, 2025 war ein Jahr, das ich weniger erlebt, als ausgehalten habe. Es gab keine persönlichen Katastrophen. Aber das Grundgefühl des Jahres ließ von Anfang an nichts Gutes erwarten.
Es fing gleich im Januar an. Ich fühlte mich uninspiriert und innerlich leer. Es gab auch schöne Ereignisse, wunderbare Augenblicke und die habe ich genossen. Aber den positiven Ausblick vom letzten Jahr konnte ich nicht herüberretten - meine Batterien luden einfach nicht wieder auf.
Ende September gipfelte die Erschöpfung in einer Depression, so schlimm wie seit Jahren nicht mehr. Ich hatte sie nicht kommen sehen, und es war, als ob sie mir aus dem Hinterhalt einen Knüppel über den Kopf gezogen hätte. Sie hat mich einfach angesprungen - aber einen äußeren Anlass, einen Grund gab es nicht. Passiert ist nichts - sie war einfach da.
Seitdem arbeite ich mich wieder langsam zurück ans Licht - und so kommt mir ein Jahresrückblick, der mich dazu bringt, mir vor Augen zu führen, was gut war an diesem Jahr, was schön, und wofür ich dankbar sein kann, genau richtig.
Blick nach außen: Ein politisch unruhiges Jahr
Zuerst aber, wie vielen anderen, macht die große Geschichte mir Angst. Wir leben in unruhigen Zeiten, und diese Unruhe teilt sich mir persönlich mit, sie greift über in mein Nervenkostüm, und aus der allgemeinen Lage wird meine persönliche. Da bin ich sicher nicht die Einzige.
Man kann sich fast wie aus einem Menü aussuchen, welche der vielen Krisen diejeinige ist, die am meisten durchschlägt. Für mich ist es diese - denn sie betrifft jeden und jede, weltweit.
Ich hätte nie damit gerechnet, in welcher Geschwindigkeit Trump diesmal, in seiner zweiten Amtszeit, tun würde, was er tun würde. Seine Politik ist noch radikaler geworden, demokratische Normen und der gesellschaftliche Frieden stehen durch seine polarisierende Maßnahmen unter Druck. Bilder von Menschen, die auf offener Straße aus ihren Autos gezerrt werden, die Abschiebung vor Augen, oft, ohne dass ihre Angehörigen wissen, wo sie geblieben sind, sind trauriger, und möglicherweise nur vorläufiger, Höhepunkt seiner Machtdemonstration.
In vielen Ländern haben 2025 rechte, nationalkonservative oder autoritär geprägte Kräfte real an Macht gewonnen, durch Wahlen, Koalitionen oder schleichende institutionelle Verschiebungen. Nicht nur in den USA.
Auch in Europa nutzen Parteien und Regierungen die Migration als zentrales Bedrohungsnarrativ, beschwören kulturelle Homogenität, delegitimieren Medien oder Justiz und wollen Verwaltung politisch umbauen.
In Lateinamerika, Teilen Asiens und Afrikas gibt es ähnliche Tendenzen: starke Männer, Law-and-Order-Rhetorik, Abwertung von Minderheiten, Schwächung von Kontrollinstanzen. Der offene Extremismus ist das Eine, aber die Normalisierung rechter Positionen im Mainstream hat eine besondere Gewichtung. Dinge, die vor zehn Jahren noch inakzeptabel waren, sind heute „diskutabel“.
Autoritarismus beginnt selten mit einem offenen Bruch der Verfassung, sondern mit der Erosion von Schutzmechanismen, der Normalisierung von Ausnahmezuständen und der Entmenschlichung bestimmter Gruppen. Genau das sehen wir heute. Auch in Deutschland.
Lange Zeit habe ich geglaubt, unsere Erfahrungen mit dem Faschismus, unsere Erinnerungspolitik, würden uns davor bewahren, solche Fehler zu wiederholen. Aber das scheint nicht mehr sicher zu sein.
Demo gegen Rechts, Februar 2025
Mit der Wahl von Friedrich Merz zum Bundeskanzler hat sich in Deutschland nicht nur politisch, sondern vor allem im Ton etwas verschoben. Von Beginn an schien es, dass gesellschaftliche Konflikte nicht moderiert, sondern zugespitzt werden sollten.
Statt strukturelle Fragen von Integration, wirtschaftlicher Transformation oder der - sich ebenfalls zuspitzenden - Klimakrise in den Vordergrund zu stellen, greift Merz auf riskant aufgeladene Bilder zurück. Das durch Menschen mit Migrationshintergrund angeblich „veränderte Stadtbild“, das Gefühl von Kontrollverlust, die vermeintliche Bedrohung der öffentlichen Ordnung. Damit bedient er Ängste, ohne sie einzuordnen.
Besonders problematisch ist dabei auch die Verknüpfung von Migration und Gewalt gegen Frauen. Durch die nachgeschobene Verteidigung seiner Aussagen zur Migration, man solle „die eigenen Töchter fragen“, verschiebt er den Diskurs weg von Prävention, Bildung oder sozialer Verantwortung – hin zu Schuldzuweisung und Angstkommunikation. Wobei er ausblendet, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland auch der 2020er Jahre noch in erster Linie zuhause stattfindet, und nicht auf der Straße. Konkrete Maßnahmen, die Frauen real helfen würden, werden von der CDU jedoch verwässert, verzögert oder blockiert.
Merz stellt keinen wirksamen Gegenpol zur AfD dar. Im Gegenteil. Indem er zentrale Deutungsmuster der extremen Rechten übernimmt (Migration als Bedrohung, Ordnung als moralische Kategorie, Angst als politisches Argument), macht er deren Positionen anschlussfähig. Er schiebt das "Overtone-Fenster" (der Rahmen dessen, was - gesellschaftlich akzeptiert - gesagt werden kann) in Richtung AfD.
Ein Fehler, den konservative Politiker immer schon gern gemacht haben. Die Übernahme der rechten Positionen fischt den Rechten nicht die Wähler weg, sondern treibt sie, das zeigen Wahlforschungen, eher zu ihnen hin.
Innenwelt: Mentale Gesundheit & Grenzen
Depression lässt sich - nicht nur, aber auch - psychodynamisch durch Ohnmacht erklären. Man hat vieles versucht, gewählt, geschrieben, mit Kunst dagegen angearbeitet, und nun scheinen, in der Erschöpfung, die Handlungsmöglichkeiten selbst erschöpft. Jeder Impuls rennt mit der Stirn voraus gegen eine Wand, und all die Energie, die man aufbringen könnte und möchte, prallt zurück und richtet sich gegen das Innere. So wird aus politischer Ohnmacht persönliche, eine, wie es in der Psychologie heißt, erlernte Hilflosigkeit. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.
Ich wollte etwas bewirken – oder zumindest sichtbar machen, dass diese Entwicklungen nicht unwidersprochen bleiben. Dass es Menschen gibt, die diese Verschiebungen sehen, benennen und nicht bereit sind, sie stillschweigend hinzunehmen. Das hier ist nicht normal. Und es ist nicht egal. Und darum bin ich mit vielen anderen auf die Straße gegangen.
Auch in meine Blogartikel ist das Thema Politik, wie zum Beispiel die Verzahnung von Kunst und Macht, in diesem Jahr immer mal wieder eingeflossen.
Die Ohnmacht blieb, aber sie war nicht mehr ausschließlich meine.
Doch unter allen meinen Versuchen, mich nicht unterkriegen zu lassen, lag in diesem Jahr eine allumfassende Erschöpfung. Wie ein instabiler Grund, auf dem sich nur schwer fortkommen lässt. Mental ist das Schwerste daran die Entfremdung vom eigenen inneren Maßstab. Man erkennt sich selbst nicht mehr in den eigenen Reaktionen. Und das macht Angst: Bleibt das so?
Künstlerisches Arbeiten ist auf Fähigkeiten angewiesen, die Erschöpfung zuerst angreift: Offenheit, Resonanz, Ambiguitätstoleranz, das Spiel mit Unsicherheit. Erschöpfung macht das Gegenteil. Sie verlangt Eindeutigkeit, Ruhe, Kontrolle. Alles Unfertige, alles Suchende fühlt sich bedrohlich an.
Die Erschöpfung verändert auch das Zeitgefühl. Zukunft verliert an Kontur. Planung wird anstrengend, Visionen fühlen sich unrealistisch an. Zusätzlich wird sie überlagert von Selbstbeobachtung und Selbstkritik. Ich registriere permanent, was nicht mehr geht. Diese Metaebene frisst zusätzliche Energie.
Aber: Erschöpfung ist kein Endzustand.
Ich weiß, sie wird vorübergehen. Ich muss nur einen Fluss finden, der mich weder gegen sie anarbeiten noch mich ihr ergeben lässt. Klingt halt manchmal leichter, als es ist.
Ein Lichtpunkt: Costa Brava im Frühling
So weitermachen ging nicht.
Also sind wir weggefahren. Ans Meer. An die Costa Brava.
Anfang Mai waren noch nicht viele Touristen unterwegs, die Strände zum Teil noch menschenleer.
Ich war nie zuvor an der Costa Brava gewesen.
Zuerst fällt die Unruhe auf. Das Meer ist selten glatt, der Wind selten neutral, das Licht selten eindeutig. Alles ist in Bewegung.
Die Felsen der Costa Brava sind gebrochen, geschichtet, zerklüftet. Man sieht ihnen ihre Geschichte an. Sie tragen Zeit in sich.
Risse, Abbrüche, Verwerfungen – alles wirkt wie etwas, das geblieben ist, nachdem etwas anderes verschwunden ist. Das Licht ist klar und weit. Es legt nichts in Watte. Im Frühling erscheinen die Farben reduziert, fast streng. Das Blau des Meeres ist nicht nur Blau, es kippt ständig – ins Graue, ins Grün, ins Tiefe.
Das erste Mal seit langem wieder am Meer zu stehen, die Luft zu atmen, die Füße im Sand – Licht, Wärme, Salz, Wind – dann verschiebt sich das Zeitgefühl. Keine Agenda, keine Dringlichkeit. Meine Wahrnehmung kehrte zurück.
Ich konnte wieder sehen, die verschiedenen Nuancen von Farben wahrnehmen, Strukturen bekamen wieder Textur. Die ständige innere Selbstbeobachtung – Geht es mir besser? Sollte ich mehr fühlen? Bin ich wieder ich? – ließ nach. Ich war plötzlich wieder jemand, der geht, schwimmt, schaut, isst, schläft. Nicht jemand, der sich permanent misst. Ich spüre mich wieder als Körper im Raum.
Leider ist Inspiration kein Zustand, den man konservieren kann. Sie entsteht in offenen Räumen, aber sie braucht ein Mindestmaß an innerer Sicherheit. Wieder Zuhause, dominierte wieder die Erschöpfung.
Aber, der Urlaub hat mir gezeigt, wie mein System sich anfühlen kann, wenn es nicht permanent unter Druck steht. Die Gerüche, die Farben Spaniens sind jetzt ein Teil von mir.
Das Waschmaschinen-Desaster
Ich weiß nicht mehr genau, wann es anfing. Irgendwann im Spätsommer oder frühen Herbst machte unsere Waschmaschine seltsame Geräusche. Also bestellten wir einen Handwerker. Natürlich mussten wir auf einen Termin warten, man kennt das ja. Jedenfalls schaute er sich die Maschine an, sagte, er müsse Ersatzteile prüfen, und würde sich mit einem Kostenvoranschlag melden. Wieder warten, dann irgendwann die Rückmeldung: nicht mehr reparabel (keine Ahnung, warum er uns das nicht gleich sagen konnte!)
Also suchten wir uns eine neue Waschmaschine aus und bestellten. Wir freuten uns schon, weil die Lieferzeit gar nicht so lang war. Die Lieferung kam pünktlich, die Handwerker waren sehr nett. Sie nahmen die alte Maschine mit und schlossen die Neue an – sie zog kein Wasser. Wie wir erfuhren, haben die Handwerker 5 Minuten Zeit pro Lieferung und Anschluss. Bei uns versuchten sie es eine Stunde, dann erklärten sie, sie dürften nicht länger bleiben. Wir bekämen die Lieferkosten erstattet und sollten den Händler kontaktieren. Dann würden neue Handwerker kommen.
Es folgten viele Telefonate. Das wäre nicht so einfach, Rücksprachen sollten getroffen werden, man würde sich wieder melden. Tat man nicht. Weitere Telefonate. Zwischendurch bot man uns einen Gutschein über 30 Euro an, damit wir selbst einen Handwerker beauftragen könnten. Für 30 Euro! Und danach holen wir uns eine Kugel Eis für 50 Pfennig?!
Da wir so nicht weiterkamen, entschieden wir uns, die Maschine zurückzugeben. Sie sollte abgeholt werden. Der Handwerker kam – und weigerte sich, die Maschine mitzunehmen, weil sie noch angeschlossen war. Ja, natürlich! Wenn ich das selbst gekonnt hätte, hätte ich vermutlich keinen Anschlussservice gebucht.
Wieder telefonieren. Irgendwann erreichten wir jemanden Kompetentes. Ein Handwerker kam, schloss die Maschine ab und nahm sie mit. Halleluja! Nur waschen konnten wir immer noch nicht. Und inzwischen war es Ende November. Immerhin konnten wir beim nächsten Versuch vom Black-Friday-Rabatt profitieren.
Diesmal betrug die Lieferzeit zwei Wochen. Na gut, kann man nicht machen. Noch zwei Wochen länger mit der Hand waschen. Hurra. Die Maschine wird geliefert. Wieder angeschlossen. Wieder kein Wasser. Ich wäre fast verzweifelt. Aber diesmal wendeten wir uns an den Hersteller und er hatte Erbarmen. Er schickte einen Vertragshandwerker aus der Nähe.
Er kam, stellte fest, dass bei der ersten Lieferung der Schlauch so geknickt worden war, dass kein Wasser fließen konnte. Testweise schloss er einen neuen Schlauch an. Die Waschmaschine stand mitten im Raum, lief aber. Alles gut. Der Handwerker packte zusammen und will gehen. Hallo? So kann das nicht bleiben! Er sagt, er hat nicht das passende Werkzeug dabei und kommt morgen wieder.
Ratet mal. Natürlich kommt er nicht und meldet sich auch nicht. Als wir anrufen sagt er, er ist krank und versucht es am nächsten Tag. Auch am nächsten Tag kommt er nicht. Na ja, er ist krank, also warten wir das Wochenende ab. Am Montag erreichten wir ihn nicht. Am Dienstag, es ist inzwischen der 23. Dezember, meldete er sich endlich. Wieder verspricht er am nächsten Tag zu kommen.
Und tatsächlich, zwar nicht zur verabredeten Zeit, aber immerhin.
Seit Heiligabend mittags steht unsere Waschmaschine wieder dort, wo sie stehen soll. Unser ganz persönliches Weihnachtswunder!
Kunst in der Pause – und die Rückkehr
Alles in allem war das Jahr für mich ein Dauerfeuer an Belastungen, mein System war damit beschäftigt, Schäden zu begrenzen, nicht Möglichkeiten auszuloten. Und das wirkte sich auch künstlerisch aus.
Was nicht bedeutet, dass ich nicht gemalt hätte, aber Kunst kam dabei keine raus. Ich meine das gar nicht wertend. Mein Selbstwertgefühl ist zwar leicht erschütterbar, aber Perfektionismus war nie eines meiner Laster. Jede Erfahrung zahlt ein in Kreativität, sie findet nur nicht immer gleich und unmittelbar Ausdruck. Das gilt für Reisen genau wie für das Durchleben einer Depression.
Und so dauerte es bis weit in die zweite Hälfte des Jahres hinein, bis ich tatsächlich wieder Kunst machen konnte.
Touching the Core
Diese Serie ist nicht aus Fülle entstanden, sondern aus dem Versuch, Verbindung wiederherzustellen – zu mir selbst, durch kreative Arbeit. Zu dieser Zeit war Kunst nur so möglich. Nicht über Farbe, nicht über Komposition, nicht über äußere Reize. Sondern über Strukturen, Gesten, Wiederholungen. Keine Reduktion aus ästhetischem Willen, sondern eine Notwendigkeit.
Ein Rahmen, in dem andere Spannungen sichtbar werden: Präsenz und Abwesenheit, Laut und Leise, Gewicht und Leichtigkeit.
Der Körper ist nicht Thema, er ist Werkzeug. Der Kern liegt nicht im Bild, sondern im Prozess.
Fractured
Die Arbeiten der Serie Fractured bewegen sich zwischen Struktur und Auflösung, Kontrolle und Zerfall. Die Spannung wird nicht aufgelöst. Die Farbflächen, Risse und Spuren verweisen auf Zeit, nicht im erzählerischen Sinn, aber als sichtbarer Prozess von Entstehen und Vergehen.
In Phasen innerer Veränderung sind wir verletzlich. In der Serie wird Verletzlichkeit nicht einfach behauptet, sie wird lesbar gemacht. Die Risse, Schichtungen und Brüche werden nicht kaschiert.
Schreiben, Denken, Dranbleiben
Beruflich war mein Blog 2025 meine verlässlichste Konstante. Während Malen Ambiguität, Resonanz und eine gewisse innere Weite verlangt (die mir in dieser Phase nicht zur Verfügung stand), dann erlaubt mir Schreiben auch ein anderes Arbeiten - aus dem Denken und Durchdenken heraus, in einer klareren Struktur.
Der Blog ist für mich ein Denkraum. Hier kann ich Dinge sortieren, verknüpfen, einordnen: Kunstgeschichte, Gegenwart, Politik, meine eigene Wahrnehmung. Schreiben ist kein Rückzug, sondern eine Form von Selbstverortung. Wo stehe ich gerade? Was sehe ich? Was lässt sich benennen?
Das Schreiben erlaubt mir, Haltung zu zeigen, auch dann, wenn mir die Energie für Gestaltung fehlt.
Und so sind in diesem Jahr wieder Artikel zu einer Vielzahl an Themen entstanden. Ich schrieb über mein Innenleben, über berühmte Künstler*innen und Kunstwerke, über Werkzeuge und Mechanismen in der Kunst und versuchte sogar die Frage Was ist Kunst? zu beantworten.
Insgesamt sind in diesem Jahr 32 Blogartikel entstanden. In jedes einzelne Thema habe ich mich hinein gekniet, durch jeden Artikel habe ich Neues entdeckt und gelernt und jeder einzelne ist mir wichtig. Aber müsste ich meine drei liebsten Blogartikel wählen, wären es diese:
Wenn die Welt bebt – Kunst in gesellschaftlichen Krisen
Kunst und Politik waren die großen Themen für mich in diesem Jahr. In diesem Artikel erkläre ich nicht, was Kunst ist, sondern warum sie gebraucht wird. Nicht nur, aber gerade dann, wenn die Welt instabil wirkt.
Wie reagiert Kunst in Zeiten politischer, sozialer oder gesellschaftlicher Umbrüche?
Kunst und Kunstgeschichte sind Werkzeuge, die Gegenwart besser zu verstehen.
Die Welt bewegt sich zurzeit in eine Richtung, die mir Angst macht. In den USA werden kritische Stimmen mundtot gemacht. Ausländischen Journalisten, die neutral berichten, werden die Akkreditierungen entzogen. Auch in Deutschland und Europa erleben Menschen, die innerhalb des demokratischen Spektrums Dinge beim Namen nennen, Anfeindungen bis hin zu Shitstorms, die soweit gehen, dass sie selbst
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Die Erfindung der Farbe Blau
Wusstest du, dass Blau erst relativ spät in der Kunst auftaucht? Mir war das gar nicht so bewusst. In diesem Artikel folge ich der Geschichte der Farbe Blau – von ihrer materiellen Herstellung über ihre symbolische Bedeutung bis hin zu ihrer Rolle in der Kunstgeschichte.
In der Kunstgeschichte taucht die Farbe Blau erst erstaunlich spät auf. Lange malten Menschen mit dem, was sie hatten, mit Erdpigmenten wie Ocker, Rot, Braun und Schwarz. Ein natürliches, haltbares Blau kam in der Umgebung einfach nicht vor. Deshalb findet man es nicht in steinzeitlichen Höhlenmalereien. Erst um etwa 2500 v. Chr. entstand eines der ersten künstlich
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Welche Kunstepoche passt zu deinem Reisestil?
Wenn ich meine letzten Jahresrückblicke ansehe, ist es fast schon eine kleine Tradition, dass in jedem Jahr auch ein Kunstquiz auf meinem Blog erscheint. Kunst darf leicht und spielerisch sein.
Natürlich sind diese Quizze nie ganz ernst gemeint. Und doch bin ich davon überzeugt, dass die Kunst, die wir mögen, viel über uns selbst verrät. In diesem Jahr ging es darum, Kunstepochen über Reisemotive, Stimmungen und Vorlieben zu entdecken.
In gut zwei Wochen geht’s für mich nach Spanien, an die Costa Brava – ich freue mich schon riesig. Ich war schon so lange nicht mehr am Strand und wusste vor Meerweh schon gar nicht mehr, wohin mit mir.Aber wie das so ist, wenn die Vorfreude wächst. Da fängt man an, zu träumen: Werden wir
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Was mich freut: Meine Texte werden gefunden, gelesen und weitergegeben. Dafür bin ich dankbar und das gibt mir auch ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Die Besucherzahlen auf meiner Website haben sich 2025 im Vergleich zum Vorjahr noch einmal verdoppelt.
Unerwartete Momente und Erfolge
Im Rückblick, und gerade deshalb ist mir die Tradition des Jahres-Recaps inzwischen so wichtig, war das Jahr meist voller und positiver, als es sich mittendrin angefühlt hat. Neben all dem Zweifel, der Erschöpfung und den Pausen gab es auch in diesem Jahr unerwartete Anfragen, Begegnungen und Rückmeldungen, die ich so nicht erwartet hatte und die mir viel bedeuten.
Auch Ausstellungen betreffend war das Jahr präsenter, als ich es wahrgenommen hatte. Insgesamt waren sieben meiner Arbeiten in nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen: in Köln, Berlin und Cuxhaven, ebenso wie in Paris, Granada, Palma de Mallorca und in Zug in der Schweiz.
Melting Glacier (rechts) auf der Art Shopping Paris im Carrousel du Louvre
Daneben gab es andere Überraschungen, die mir immer mal wieder zeigen, dass meine Sichtbarkeit wächst:
- Einladung des COPELOUZOS FAMILY ART MUSEUM zum 35x35-Kunstprojekt. Das entstandene Werk wird Teil der ständigen Sammlung des Museums und gemeinsam mit mir als Künstlerin in einem Kunstband veröffentlicht, der zeitgenössische Kunst aus Deutschland vorstellt.
- Dr. Theresa Schenker von der Yale University, die mich bereits 2024 kontaktiert hatte, weil sie einige meiner Arbeiten in ihren Seminaren besprochen und für ein Lehrbuch ausgewählt hatte, meldete sich erneut. Dieses Mal mit der Anfrage, ob auch meine Biografie in ihren Unterricht integriert werden darf. Im Zuge des Austauschs nahm sie außerdem weitere meiner Arbeiten in ihr Lehrmaterial auf.
- Eine junge Gymnasiastin bat mich im Rahmen ihrer komplexen Lernleistung (einer wissenschaftsähnlichen Abschlussarbeit) um ein Interview zum Thema, inwiefern Malen bei der Behandlung von Depressionen helfen kann. Das Gespräch hat inzwischen stattgefunden und war für mich ebenso herausfordernd wie bereichernd.
- Das MainÄppelHaus Lohrberg wurde auf meinen Blogartikel über den Apfel in der Kunstgeschichte aufmerksam und fragte an, ob sie ihn in gekürzter Form in der Weihnachtsausgabe ihres Magazins veröffentlichen dürfen.
Was dieses Jahr mir beigebracht hat
Wenn ich mein Jahr als Ganzes betrachte, dann scheint es mir, dass ich keine neuen Wahrheiten gelernt habe, sondern bestehende Einsichten vertieft.
Erschöpfung ist kein individuelles Versagen, sondern ein Zustand, der entsteht, wenn innere Ansprüche und äußere Zumutungen dauerhaft nicht mehr zusammenpassen.
Kunst im Atelier war zeitweise kaum möglich, aber Denken, Schreiben, Einordnen schon. Mein Blog war nicht Plan B, sondern genau der Ort, an dem ich präsent bleiben konnte.
Verletzlichkeit war in diesem Jahr wieder nicht nur Thema meiner Kunst, sondern ein realer Zustand. Das musste ich respektieren, um mich nicht selbst zu beschädigen. Kreativität, Inspiration und innere Weite lassen sich nicht erzwingen. Aber nur weil sie zeitweise nicht abrufbar sind, sind sie nicht verschwunden.
2025 in Bildern
Ausblick 2026: Eine Richtung, kein Versprechen
Viel von dem, was man nach einem schweren Jahr als Ausblick formulieren könnte, klingt nach Schadensbegrenzung, nach Verwaltung, nach „bloß nichts falsch machen“. Jedenfalls geht es mir so. Meine Grenzen besser achten, mich nicht überfordern und so weiter. Das ist auch wichtig. Mein Motto für 2026 soll „Wieder Boden unter meinen Füßen“ lauten.
Aber dabei soll's nicht bleiben. Das klingt so statisch. Wenn der Boden wieder trägt, will ich zum Sprung ansetzen. Ich will positiv ins neue Jahr gehen. Mit keinen konkreten Plänen, aber mit Vorfreude. Etwas, auf das ich mich zubewegen kann, ohne dass es zu einer Aufgabe wird.
2026 als Jahr, das wieder nach vorne zieht, nicht nach innen verwaltet - Reisen, Ausstellungen, Orte, Gespräche, Begegnungen und wieder mit Neugierde im Atelier arbeiten, spielen, experimentieren.
Dankeschön
Zum Schluss möchte ich Danke sagen.
Danke an alle, die hier lesen, mitdenken, kommentieren oder still mitgehen. Danke an diejenigen, die Kunst von mir gekauft haben und meine Arbeit damit ganz konkret unterstützen. Und danke an alle, die mich auf meinem Weg begleiten – über Gespräche, Rückmeldungen, Begegnungen oder einfach durch Interesse – insbesondere an meinen Partner und meine Söhne, die immer für mich da sind.
Ein besonderer Dank geht wie immer auch an Judith Peters, die das Jahresrückblog-Spektakel jedes Jahr neu entzündet. Das schafft Raum für sehr unterschiedliche Stimmen, die nebeneinander Platz haben. Ohne Wettbewerb, ohne Vergleiche, dafür mit viel Offenheit und Austausch.
Wenn du selbst einen Jahresrückblick geschrieben hast, dann verlinke ihn bitte in den Kommentaren. Ich freue mich sehr darauf, mich durch alle Texte zu lesen. Ich verspreche, mir die Zeit dafür zu nehmen und zu kommentieren.
Danke fürs Dabeisein.