Dieses Jahr ist irre. Erst zieht es sich wie Kaugummi und zack – in 4 Wochen ist schon der erste Advent. Spätestens jetzt wird es Zeit, sich Gedanken über Geschenke zu machen.
Ich liebe Weihnachten, aber mit den Vorbereitungen hinke ich meist etwas hinterher. Trotzdem will ich nicht irgendwas schenken. Ich möchte, dass meine Geschenke ausdrücken: Ich sehe dich. Du bist mir wichtig.
Bestimmt geht es dir auch so und du willst etwas Persönliches verschenken – vielleicht sogar Kunst? Eine schöne Idee.
Ich weiß aber auch, dass der Kauf von Kunst, für sich selbst und erst recht als Geschenk, mit Unsicherheiten verbunden ist. Als Künstlerin werden mir einige Fragen immer wieder gestellt. Heute beantworte ich sie.
Ein Plädoyer für Kunst als Geschenk
Kunst ist persönlich, sie berührt und erzählt Geschichten. Ein Kunstwerk begleitet uns, verändert sich mit uns und bekommt im Laufe der Zeit oft eine neue Bedeutung. Es kann Erinnerungen tragen und uns wieder in die Stimmungen versetzen, als wir es zum ersten Mal sahen.
Bei Kunst geht es nicht um den Dekorationsnutzen. Das ist nur Beiwerk. Sich mit Kunst zu beschäftigen, macht glücklich. Das wurde tatsächlich wissenschaftlich untersucht. Kunst zu betrachten, setzt die gleichen Hormone in uns frei, wie der Anblick eines geliebten Menschen. Die Wissenschaftler sagen, Kunst anzusehen, richtig anzusehen, fühlt sich an wie eine Umarmung. Als Künstlerin kann ich das bestätigen.
Und etwas Schöneres als eine Umarmung kann man doch gar nicht verschenken, oder?
Ich bin überzeugt davon, dass Kunst das perfekte Geschenk ist. Für jeden – vielleicht mit Ausnahme selbsternannter Kunsthasser.
Nun, es mag klar sein, dass ich als Künstlerin und Kunstliebhaberin so denke. Aber mir geht es hier nicht darum, dir etwas zu verkaufen. (Aber feel free, wenn dir etwas gefällt. Ich weiß jede Unterstützung sehr zu schätzen :))
Seien wir doch mal ehrlich, wir alle umgeben uns gern mit schönen Dingen. Der Begriff Kunst hängt immer gleich so hoch und schürt Unsicherheiten – und Distanz.
Das finde ich unglaublich schade. Es ist nämlich das Gegenteil von dem, was Kunst kann.
5 Fragen, die mir immer wieder gestellt werden
Um dem zu begegnen, beantworte ich hier die fünf häufigsten Fragen, die mir gestellt werden, wenn es darum geht, das „richtige“ Kunstwerk zu kaufen.
1. Wie finde ich ein Kunstwerk, das wirklich zu jemandem passt?
Hinter dieser Frage steckt meist die Angst, etwas „Falsches“ zu kaufen, also jemanden zu enttäuschen, Geld zu verschwenden oder sich zu blamieren. Wir glauben, wir müssten Kunst verstehen, um sie auszuwählen.
Das objektiv „richtige“ Kunstwerk gibt es aber nicht, genauso wenig, wie das Falsche.
Das Werk ist richtig, wenn es etwas auslöst. Es vermittelt ein Gefühl der Ruhe, Neugier, Freude, Melancholie oder Geborgenheit.
Kunst funktioniert nicht über Argumente, sondern über Resonanz. Wenn dich ein Detail, eine Farbe oder eine Stimmung nicht loslässt, dann ist es richtig. Vertrau auf deine Intuition. Das funktioniert, wenn du Kunst für dich selbst kaufst und auch, wenn du sie verschenken willst.
Versuch nicht, den Geschmack der/des anderen zu erraten. Denk lieber an Momente, Erinnerungen oder Eigenschaften, die du mit dieser Person verbindest. Wenn dich ein Werk daran erinnert, ist die Chance groß, dass es auch bei der/dem Beschenkten ankommt. Mach diese Erinnerung zum Teil deines Geschenks. Schreibe einen Brief, eine Karte oder erzähl davon bei der Bescherung.
„Diese Landschaft fühlt sich für mich an, wie der Ort, an dem wir aufgewachsen sind“, „Erinnerst du dich, letzten Sommer, als wir auf der Terrasse saßen und redeten und redeten, wie die Sonne unterging und der Himmel die Farben änderte? Daran musste ich denken, als ich dieses Bild sah“ oder „Die Farben dieses Bildes sind so fröhlich wie du, ich musste es einfach kaufen“.
Oder einfach: „Ich habe das Kunstwerk gesehen und an dich gedacht“. Dadurch wird das Geschenk zu etwas ganz Besonderem.
2. Muss ein Kunstwerk farblich oder stilistisch zur Wohnung des Beschenkten passen?
Nein, das muss es nicht. Du verschenkst kein Einrichtungsobjekt und auch keine Deko. Du verschenkst Kunst. Und Kunst darf Reibung erzeugen, darf herausfordern oder überraschen.
Stilistische Unterschiede sind kein Problem. Ein Kontrast kann sogar spannender sein als ein perfekt abgestimmtes Arrangement.
Ich finde, kleine Kunstwerke eignen sich besonders gut als Geschenk. Sie sind flexibler, sie lassen dem/der Beschenkten mehr Freiheit, wo sie hängen oder stehen sollen. Kleine Kunstwerke lassen sich auch gut miteinander kombinieren. Dadurch kann ihre Wirkung verändert werden.
3. Woran erkenne ich, ob ein Kunstwerk „gut“ ist?
Auch hinter dieser Frage steckt meist die Unsicherheit „Ich kenne mich nicht aus“.
Niemand will sich über den Tisch ziehen lassen. Das ist verständlich. Aber es geht bei dieser Frage ja weniger darum, ob sich die Leinwand wellt, das Holz durchbiegt oder ähnliche Materialmängel.
Unbewusst geht es, jedenfalls manchmal, um die Frage, kaufe ich hier Kunst oder Hobbymalerei? Und um das klar zu sagen, an Hobbymalerei ist nicht das geringste auszusetzen.
Dabei geht es meist um den Prozess des Malens, um das Experimentieren mit dem Material, um den reinen Spaß an der Freude. Und das ist wunderbar.
Kunst entsteht aus einem inneren Bedürfnis, etwas auszudrücken, zu untersuchen oder sichtbar zu machen. Künstler*innen entwickeln ihr Werk über Jahre weiter, hinterfragen es, nehmen Rückschläge in Kauf und arbeiten an einer eigenen Sprache. In ihren Werken verarbeiten sie persönliche und universelle Erfahrungen.
Ist das eine oder das andere besser? Du brauchst keinen Experten, der dir das sagt. Du bist das Maß der Dinge. Was zu dir spricht, ist gut. Was sich für dich authentisch anfühlt, ist gut.
Wenn du Kunst zu Investitionszwecken kaufen willst, gibt es vielleicht noch andere Kriterien. Aber darüber sprechen wir hier gerade ja nicht.
4. Wieso sind Kunstwerke so unterschiedlich teuer?
Es mag von außen betrachtet willkürlich wirken, wie ein Kunstpreis festgelegt wird. Besonders da Kunstwerke, bei gleicher Größe, im Bereich von 100 Euro oder von mehreren Zehntausend Euro liegen können.
Aber der Kunstpreis ist keine reine Summe aus Material + Zeit, sondern ein Zusammenspiel aus künstlerischem Wert, Marktmechanismen und gesellschaftlicher Wahrnehmung.
Die entscheidenden Faktoren für den Kunstpreis sind:
Größe und Material
Klingt banal, ist aber praktisch relevant: Große Werke brauchen mehr Material, mehr Zeit, mehr Lagerplatz und oft auch höhere Versandkosten – das fließt in den Preis ein.
Auch hochwertige Materialien (Pigmente, Leinwände, Rahmen, Metall, Holz, etc.) erhöhen den Preis.Einzigartigkeit und Originalität
Ein Original kostet deutlich mehr als ein Druck oder eine Edition.
Auch innerhalb der Originale spielt eine Rolle, ob es sich um ein Einzelstück handelt oder Teil einer Serie ist, wie aufwendig der Entstehungsprozess war, und ob besondere Techniken angewendet wurden.Bekanntheit und Marktposition der Künstlerin oder des Künstlers
Das ist der größte Faktor. Ein Werk von jemandem, der international ausstellt oder von großen Galerien vertreten wird, hat einen ganz anderen Marktwert als das einer aufstrebenden Künstlerin – selbst wenn beide technisch auf ähnlichem Niveau arbeiten.Nachfrage und Sammlerwert
Wenn Künstler*innen etabliert sind und Sammler*innen regelmäßig kaufen, steigen die Preise automatisch, weil Angebot und Nachfrage wirken.Galerien und Kommissionen
Wenn ein Werk über eine Galerie verkauft wird, bekommt die Galerie in der Regel 40–50 % des Verkaufspreises.
Das bedeutet: Ein Kunstwerk muss so kalkuliert sein, dass nach Abzug dieser Provision noch ein fairer Künstlerlohn bleibt. Was den Endpreis entsprechend erhöht.
5. Was, wenn das Budget begrenzt ist?
Du brauchst kein großes Budget, um Kunst zu kaufen. Mein bester Tipp dazu ist: Kaufe bei Künstler*innen direkt. Du unterstützt uns damit unmittelbar, und das können wir wirklich gebrauchen! Außerdem wird der Preis nicht durch Galerie- oder Plattformprovisionen aufgepumpt.
Versteh mich nicht falsch. Galerien und Kunst-Plattformen haben ihre Berechtigung. Sie sind Vermittler zwischen Künstler*innen und Käufer*innen. Sie erleichtern den Zugang von beiden Seiten und es ist gerechtfertigt, dass sie dafür auch bezahlt werden.
Wenn dein Budget aber begrenzt ist, kannst du auch selbst auf die Suche gehen und dadurch Geld sparen.
Außerdem, kleine Formate sind oft erschwinglicher. Sie können aber den gleichen Ausdruckswert wie große Werke haben. Größe sagt nun mal nichts über Bedeutung aus. Und wie schon erklärt, gerade kleine Formate eignen sich besonders gut als Geschenk.
Editionen oder Drucke sind keine „zweite Wahl“. Viele Künstler:innen bieten hochwertige Fine-Art-Prints , manchmal in kleinen Auflagen, an. Das hat mit Postern nichts zu tun. Diese Drucke sind so präzise und das Papier so hochwertig, dass man glauben kann, man habe ein Originalbild vor sich.
Diese sind günstiger, aber künstlerisch nicht weniger wertvoll. Und eine nummerierte Kleinauflage kann durchaus ihren eigenen Wert haben.
Eine faire Idee: Kunst kaufen, Künstler*innen unterstützen
Apropos bezahlbare Kunst. Wenn du Kunst verschenken oder für dich kaufen möchtest, ohne ein Vermögen auszugeben, lohnt sich ein Blick auf den Artist Support Pledge.
Das ist eine inzwischen weltweite Initiative, die 2020 während der Corona-Pandemie von dem britischen Künstler Matthew Burrows gegründet wurde. Als plötzlich Ausstellungen, Messen und Galerien geschlossen waren, brachen uns Künstler:innen die wichtigsten Einnahmequellen weg. Burrows wollte einen Weg schaffen, wie Kunstschaffende einander unterstützen, unkompliziert, solidarisch und ohne Zwischenhändler*innen.
Die Idee dahinter ist einfach: Wer Kunst verkauft, gibt einen Teil des Erlöses wieder in den Kreislauf zurück, indem er selbst Kunst anderer kauft.
Damit entsteht eine Art solidarischer Wirtschaftskreislauf innerhalb der Kunstwelt – ein System, das auf Vertrauen und Gemeinschaft basiert, nicht auf Wettbewerb.
Wie funktioniert der Artist Support Pledge konkret?
- Künstler*innen posten ihre Werke in sozialen Netzwerken (meist auf Instagram) mit dem Hashtag #artistsupportpledge.
- Jedes Werk darf dabei höchstens 220 € ($220 / £220 / A$330 / C$330 / ¥22 000) kosten. So bleibt Kunst erschwinglich und zugänglich.
- Wenn jemand Kunst im Wert von insgesamt €1 100 (£1 100, A$1 650, C$1 650, ¥110 000) verkauft hat, verpflichtet er oder sie sich, ein Werk von einem/einer anderen Künstler*in aus dem Pledge zu kaufen.
- Das System basiert auf Ehrlichkeit. Es gibt keine Kontrolle, keine zentrale Plattform, nur das gemeinsame Verständnis, dass man etwas zurückgibt, wenn man profitiert.
Gerade in unsicheren Zeiten hilft der Pledge, kurzfristige Einnahmen zu sichern. Kunstschaffende unterstützen nicht nur einander, anstatt um begrenzte Ressourcen zu konkurrieren, sie schaffen auch Zugang für Menschen mit kleinerem Budget. Sie bekommen so die Chance, echte Kunst zu erwerben.
Wenn du also noch auf der Suche nach einem ganz besonderen Weihnachtsgeschenk bist, suche doch mal unter dem Hashtag #artistsupportpledge nach einem Kunstwerk, das dich berührt.
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