März 5, 2025

Es gibt Tage, da fühle ich mich wie Wile E. Coyote, du weißt schon, aus Roadrunner & Coyote. Er rennt los, seine Beine wirbeln in rasender Geschwindigkeit – doch er bleibt erstmal auf der Stelle, als würde eine unsichtbare Hand ihn halten. Oder, noch passender: er rennt und merkt nicht, dass er eigentlich längst über einen Abgrund geraten ist. Wenn er's merkt, ist es bereits zu spät.
Genau so geht es mir mit einem übervollen Terminkalender. Nicht nur das Treten auf der Stelle, sondern auch dieses verzögerte Bewusstsein: Oh Mist, ich stürze gerade ab!

Je mehr Aufgaben auf meiner Liste stehen, desto weniger weiß ich, wo ich anfangen soll. Meine Gedanken springen von einem Punkt zum nächsten: Das sollte ich dringend erledigen. Ach, aber davor müsste ich noch … Und wäre es nicht sinnvoll, wenn ich zuerst …
Am Ende drehe ich mich im Kreis – viel zu schnell und komme trotzdem nicht vorwärts. Oh Mist, ich stürze gerade ab ...

Wenn das Gedankenkarussell zur kreativen Blockade wird

Kunst ist für mich ein Raum der Freiheit. Aber wie soll ich frei denken, wenn mein Kopf voller Listen ist? Kreativität braucht Leerlauf, Umwege, offene Räume – sie passiert nicht auf Knopfdruck zwischen zwei festgelegten Terminen. Zu sagen, von 15 bis 16 Uhr bist du inspiriert, funktioniert nun mal nicht.

Da Kunst mein Beruf ist, nehme ich mir regelmäßig Zeit für sie. Doch auch in meinem Beruf gibt es andere Dinge zu erledigen – organisatorische Aufgaben, Kommunikation, Büroarbeit. Ich weiß aber auch noch, wie es ist, wenn Kunst neben Familie, Job und Haushalt nur ein kleines Stück vom Tag abbekommt. Wie viel schwerer ist es, wenn Kreativität gar nicht erst als Priorität eingeplant ist? Wenn sie kein Pflichttermin ist wie eine Steuererklärung, sondern statt ein „Muss“ nur ein „Möchte“, das zu oft nach hinten rutscht?

Es gibt so viel, das wichtig ist, das erledigt werden muss, woran gedacht werden muss. Ein überladener Kopf ist wie ein chaotisches Hintergrundrauschen. Ständig ploppen To-dos auf: ein offenes Projekt, eine Nachricht, auf die noch geantwortet werden muss, eine vage Verpflichtung, die irgendwo in meinem Hinterkopf drängt. Vielleicht ist nichts davon wirklich dringlich – und doch ist es da. Ein unaufhörliches Murmeln im Hinterkopf.

Dieses Murmeln neigt dazu, immer lauter zu werden – besonders dann, wenn kreative Zeit nicht aktiv eingeplant ist. Dann rutschen andere Dinge vor, nur noch kurz, und am Ende bleibt kaum Raum für Kunst. Je länger man nicht kreativ ist, desto schwieriger wird es. Inspiration lässt sich nicht erzwingen – aber trainieren. Und sie verkümmert, wenn sie merkt, dass sie immer wieder zur Seite geschoben wird.

Mental Load: Der unsichtbare Druck

In meinem Browser-Fenster sind etliche Tabs geöffnet. Ein paar davon brauche ich dringend, andere wollte ich bei Gelegenheit schnell nachschauen, manche sind schon so lange offen, dass ich gar nicht mehr weiß, warum. Alles ist gleichzeitig da, nichts ist wirklich abgeschlossen.

Wenn sich das Ganze nicht auf dem Rechner, sondern im Kopf abspielt, nennt sich das Mental Load. Jede offene Verpflichtung ist ein Tab, der im Hintergrund weiterläuft und Energie frisst. Egal, ob es die unbeantwortete Mail, eine Paketrücksendung, die noch erledigt werden muss oder die Idee für ein Projekt ist, das man irgendwann angehen will.

Je mehr sich ansammelt, desto unübersichtlicher wird es. Irgendwann läuft der mentale Arbeitsspeicher heiß. Der Kopf wird müde und selbst einfache Entscheidungen fühlen sich plötzlich schwer an. Ständig mit so vielen Bällen zu jonglieren, laugt einfach aus. Kein Wunder, wenn für Kreativität nicht nur keine Zeit, sondern keine Kraft übrig bleibt.

Was hilft, den Kopf freizubekommen?

Eine andauernde Überbelastung – physisch oder mental – kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen, wie beispielsweise Depressionen, führen. Auf sich selbst zu achten, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und einfach mal nur etwas für sich selbst zu tun, ist nicht selbstsüchtig. Bei der Sicherheitseinweisung im Flugzeug wird auch gesagt, man solle sich die Sauerstoffmaske zuerst selbst aufsetzen, damit man danach den anderen helfen kann. 

Kunst und Kreativität erden uns, geben uns Selbstvertrauen, verbessern unsere Kommunikation, helfen bei der Verarbeitung schwieriger Gefühle und fördern den Stressabbau. Wenn es um Ausgeglichenheit und Selbstfürsorge geht, ist die Sauerstoffmaske die Kreativität. Der Kopf wird nicht von selbst leerer. Wenn Mental Load die Kreativität blockiert, braucht es bewusst gesetzte Gegenmaßnahmen. 

Gedanken auslagern – das Prinzip des externen Gehirns

Mein Kopf ist kein guter Speicherplatz. Alles, was ich versuche, dort zu merken, bleibt als offener Tab aktiv – und verbraucht Energie. Die einfachste Lösung? Auslagern.

Das kann alles sein: ein Notizbuch, eine App, eine simple To-do-Liste. Write it down – get it out. Sobald ich etwas aufschreibe, kann ich es loslassen, weil mein Gehirn weiß: Ich muss das nicht mehr festhalten.

Gerade kreative Menschen haben oft hundert Ideen gleichzeitig. Und viele verpuffen, weil sie nie festgehalten wurden. Ich habe mir angewöhnt, einen Platz für lose Gedanken zu haben. Für Ideen nehme ich ein Skizzenbuch, Termine notiere ich im Kalender und wenn ich unterwegs einen Einfall habe, schicke ich mir eine Sprachmemo.

Es geht nicht darum, alles sofort umzusetzen, sondern darum, es aus dem Kopf raus und an einen sicheren Ort zu bringen.

Kreativität nicht ans Ende der To-do-Liste setzen

Kunst wird oft wie eine Belohnung gehandhabt: „Wenn ich alles andere erledigt habe, dann …“ Das Problem ist nur: Alles andere wird nie ganz erledigt sein.

Gerade wenn der Tag ohnehin voll ist, hilft es, kreative Zeit ganz bewusst einzuplanen – als festen Termin, nicht als Lückenfüller. Manchmal reicht es schon, 15 Minuten für etwas freizuhalten, das nicht unmittelbar mit Produktivität zu tun hat. Ein paar Striche im Skizzenbuch, ein paar Farben ausprobieren, Gedanken aufschreiben.

Also, ist es wirklich so schlimm, wenn der Wäschehaufen einen Tag länger liegen bleibt? (Vielleicht ist es gar kein Vorurteil, dass Künstlerhaushalte etwas „anders“ sind …?) Jedenfalls, Kreativität ist keine Belohnung – aber sie belohnt. Sogar sehr, wenn man ihr nur ein bisschen Aufmerksamkeit widmet.

Bewusst unproduktiv sein

Pausen sind kein Stillstand – sie sind Treibstoff. Kreativität entsteht oft nicht, wenn wir aktiv nach ihr suchen, sondern wenn der Kopf endlich aufhört, nach einer Lösung zu jagen. Spaziergänge, Tagträume, ruhig auf einer Bank sitzen – all das hilft, Gedanken neu zu sortieren.

Manchmal merke ich erst, wie laut mein Kopf war, wenn es plötzlich still wird. Inspiration lässt sich nicht erzwingen, aber sie braucht Platz, um sich zu zeigen. Und das geht nicht, wenn der Kopf schon mit der nächsten Aufgabe beschäftigt ist.

Den Absturz verhindern, bevor er passiert

Wile E. Coyote fällt nicht, weil er langsam läuft – er fällt, weil er über den Abgrund rennt, ohne es zu merken. Wir hingegen merken uns: Wer damit beschäftigt ist, alles gleichzeitig im Blick zu behalten, der merkt oft nicht, wann es zu viel wird.

Aber – muss ich wirklich an alles denken?

Es gibt Aufgaben, die niemand sonst übernehmen kann. Oft allerdings halte ich auch Dinge in meinem Kopf fest, die gar nicht allein in meiner Verantwortung liegen. Tue ich das, weil ich es gewohnt bin? Weil ich denke, es muss so sein?  Mental Load ist nicht nur eine Frage der Organisation, sondern auch der eigenen Erwartungen. Das Gefühl der eigenen (und nicht existenten!) Unzulänglichkeit führt oft dazu, sich mehr aufzuladen, als man tragen kann.

Der Kopf braucht nicht nur Pausen, er braucht Vertrauen. Darauf, dass ich nicht alles sofort erledigen muss. Dass nicht alles an mir hängt. Dass Kunst, Kreativität und Freiraum keine Luxusgüter sind, sondern essenzielle Dinge, die Raum brauchen – bevor der Absturz droht.

Vertrauen aber auch, dass die Inspiration schon unterwegs ist, wenn du ihr nur den Raum gibst, den sie braucht. 

Haushalt, Familie, Finanzen, Termine – mein Partner und ich teilen diese Verantwortungen miteinander und kümmern uns beide. Er kann sich auf mich verlassen, so wie ich mich auf ihn verlassen kann. Es gibt für mich also gar keinen Grund, mir alles selbst auf den Rücken zu binden. Ich muss nur auch loslassen können.

Wie gehst du mit Mental Load um? Schaffst du es, dir bewusst Platz für Kreativität zu nehmen – oder kämpfst du noch mit dem Gefühl, immer erst alles andere erledigen zu müssen?
Lass es mich in den Kommentaren wissen.

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About the Author Lea Finke

Lea Finke ist Künstlerin mit ganzer Seele. In ihrem Blog erzählt sie von Inspiration, Leidenschaft und der Begegnung mit Kunst.

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