April 19, 2023

"Genau genommen gibt es >die Kunst< gar nicht. Es gibt nur Künstler. Einstmals waren das Leute, die farbigen Lehm nahmen und die rohen Umrisse eines Büffels auf eine Höhlenwand malten. Heute kaufen sie ihre Farben und entwerfen Plakate für Fleischextrakt; dazwischen taten sie noch manches andere." So beginnt die berühmte Geschichte der Kunst von E.H Gombrich. In seinem inzwischen zum Standardwerk gewordenen Buch erzählt Gombrich die Geschichte der Kunst von ihren Anfängen, bis in die Gegenwart - seine Gegenwart. Das Buch erschien erstmals 1950. In späteren Ausgaben wurde es bis in die 1990er Jahre fortgeführt. Aber wie man schon an ersten 4 Sätzen erkennen kann, war Gombrich kein Fan von Gegenwartskunst. 

Seine Einleitung erinnert uns aber dennoch daran, dass Kunst schon immer ein Teil des menschlichen Lebens war und sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert hat. Neue Strömungen und Trends tauchen auf, alte Konventionen werden gebrochen und provokante Werke fordern die Vorstellungskraft heraus. Gombrich war der Ansicht, dass wir nur mit Abstand erkennen können, was Modeerscheinung ist und was kommende Kunst. nachhaltig beeinflussen wird. Ich bin trotzdem der Meinung, dass sich ein Blick auf die Kunst unserer Zeit lohnt. In diesem Blogartikel begebe ich mich daher auf eine Entdeckungsreise. Ich frage, welche Rolle spielt die zeitgenössische Kunst in unserer Gesellschaft. Begleite mich und lass es uns gemeinsam entdecken.

Zeitgenössische Kunst: Eine Definition

Contemporary Art

Atlantic Civilisation | André Fougeron | Tate Modern, London

Eine klare Definition des Begriffs zeitgenössische Kunst gibt es nicht. Tasten wir uns also langsam heran. Zunächst bedeutet zeitgenössische Kunst schlicht Gegenwartskunst. Wobei Gegenwart einen Zeitraum von ca. 50 Jahren umschließt.

In der Regel bezieht sich der Begriff auf Werke, die nach den 1960er/1970er Jahren entstanden sind. Ganz genau lässt sich die zeitliche Begrenzung aber nicht festlegen. Sie ist aber auch nur eine der Kriterien, die zeitgenössische Kunst ausmachen.

Entscheidender ist, dass sie aktuelle gesellschaftliche, politische und kulturelle Themen aufgreift. Sie ist eine kritische Reflexion der Gesellschaft und ihrer Werte. Zeitgenössische Künstler:innen setzen sich mit Themen wie Globalisierung, Konsumkultur, sozialen Ungleichheiten und Identitätspolitik auseinander und hinterfragen etablierte Normen und Konventionen. 

Ein interdisziplinären Ansatz, bei dem Künstler:innen mit Wissenschaftler:innen, Soziolog:innen oder Philosoph:innen zusammenarbeiten, ist nicht ungewöhnlich. Überhaupt ist zeitgenössische Kunst vielfältig und offen. Während traditionellere Kunstrichtungen oft auf bestimmte Materialien und Techniken beschränkt sind, ist zeitgenössische Kunst in der Wahl der Mittel frei und nutzt beispielsweise auch digitale Technologien, Performance und Installationen.

Insgesamt ist die zeitgenössische Kunst eine vielseitige und dynamische Kunstrichtung, die sich ständig weiterentwickelt und neue Formen annimmt. Sie fordert uns auf, die Welt um uns herum kritisch zu betrachten und unsere Vorstellungskraft herauszufordern.

Über Grenzen hinaus: Wie sich die zeitgenössische Kunst von der klassischen Moderne und Postmoderne unterscheidet

Galaxies Forming along Filaments, like Droplets along the Strands of a Spider’s Web | Tomás Saracenos | 53. Biennale Arte Venedig 2009

Obwohl die Begriffe "zeitgenössische Kunst" und "moderne Kunst" oft synonym verwendet werden, handelt es sich um unterschiedliche Kunstepochen. Die klassische Moderne entwickelte sich zwischen den 1860er und den 1970er Jahren. Sie umfasst viele ganz unterschiedliche Kunstrichtungen, wie z.B. den Impressionismus, Kubismus, den abstrakten Expressionismus, Futurismus und viele andere. Gemeinsam war ihnen die Suche nach Innovation und neuen Ausdrucksformen. Die Künstler:innen dieser Bewegung wollten die Tradition hinter sich lassen und neue Wege finden, um ihre Visionen auszudrücken.

Die Moderne ist häufig durch eine Fokussierung auf die Form, Linie und Farbe gekennzeichnet, die oft auf eine Abstraktion oder Reduktion der Natur zurückgeführt wird. Viele der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne, wie Monet, Picasso und Kandinsky, sind heute fester Bestandteil der Kunstgeschichte.

Ab den 1960er Jahren entwickelte sich eine Gegenbewegung zur Moderne. Ziel der Postmoderne war es, sich klar von der Moderne und ihrem Innovationsglauben abzugrenzen. Sie kennzeichnet sich durch eine Ablehnung von universellen Wahrheitsansprüchen und die Betonung der Relativität von Wissen und Werten. Die Postmoderne stellt Kunst an sich infrage und verschiebt ihre Grenzen. 

Während die klassische Moderne auf der Suche nach einem universellen ästhetischen Ideal war, und die zeitgenössische Kunst sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen und Fragestellungen auseinandersetzt, ist die Postmoderne durch eine kritische Hinterfragung von Konventionen und die Betonung der Vielfalt und des Pluralismus gekennzeichnet. Postmoderne Kunstwerke fordern den Betrachter auf, die konventionelle Wahrnehmung von Kunst zu hinterfragen und zu überdenken.

Die zeitgenössische Kunst ist eine Weiterentwicklung, die sich durch eine stärkere Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Themen sowie durch eine größere Offenheit in Bezug auf Techniken und Materialien auszeichnet. Obwohl es Unterschiede zwischen diesen Kunstrichtungen gibt, lassen sich auch Übergänge und Brücken zwischen ihnen finden, die auf die dynamische Natur der Kunst hinweisen. Einige der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler sind auch in der Postmoderne verwurzelt und verwenden Techniken und Materialien, die in der klassischen Moderne und der Postmoderne gleichermaßen relevant sind.

Die zeitgenössische Kunst ist Teil einer dynamischen Entwicklung ist, die von der klassischen Moderne über die Postmoderne reicht. Diese Kunstrichtungen beeinflussen sich gegenseitig und sind eng miteinander verbunden, auch wenn sie in einigen Aspekten unterschiedlich sind. Die Vielfalt und Offenheit der zeitgenössischen Kunst spiegelt diese Verbindung.

Blickwechsel: Wie zeitgenössische Kunst unsere Wahrnehmung verändern kann

Zeitgenössische Kunst trägt dazu bei, den Dialog über Kunst und Kultur zu fördern und neue Impulse zu setzen, Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaften zu bauen und so zu einem besseren Verständnis und einer größeren Toleranz beizutragen. Darüber hinaus ist sie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der Arbeitsplätze schafft und den kreativen Sektor fördert.

Die Bedeutung und Relevanz der zeitgenössischen Kunst werden oft unterschätzt oder gar nicht wahrgenommen. Dabei hat sie das Potenzial, unsere Wahrnehmung und unser Verständnis der Welt um uns herum zu verändern. Sie inspiriert und fordert uns heraus, uns mit aktuellen Themen auseinanderzusetzen und unsere eigenen Standpunkte zu überdenken. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen zunehmen, ist zeitgenössische Kunst ein wichtiger Teil des öffentlichen Diskurses.

In der zeitgenössischen Kunst geht es darum, Grenzen zu überschreiten und neue Wege zu gehen. Sie eröffnet uns die Möglichkeit, neue Perspektiven und Sichtweisen auf die Welt um uns herum zu entdecken und zu reflektieren. Durch ihre Vielfalt und Experimentierfreude fördert sie unsere Kreativität und unser kulturelles Bewusstsein.

Kunst als Aktivismus: Bekannte Werke zeitgenössischer Kunst

Kara Walker | A Subtlety

Kara Walker ist eine der bekanntesten afroamerikanischen Künstlerinnen der USA. Mit ihren Arbeiten leistet sie einen bedeutenden Beitrag zur aktuellen Kunstszene. In "A Subtlety" setzt sich die Künstlerin mit der Geschichte der Zuckerindustrie und der damit verbundenen Ausbeutung von Sklaven auseinander.

In der Installation schuf Walker eine gigantische Sphinx aus Zucker, die sowohl den weiblichen Körper als auch die Arbeitskraft von Sklaven symbolisierte. Die Arbeit war in einer alten Zuckerraffinerie in Brooklyn zu sehen und beeindruckte die Besucherinnen und Besucher mit ihrer Größe und Detailgenauigkeit.

"A Subtlety" ist ein starkes Statement gegen die Unterdrückung von Menschen und die Ausbeutung von Arbeitskräften, es handelt von Rassismus und der Stellung der Frau in der Gesellschaft. Gleichwohl wurde die Arbeit von Kara Walker von Kritiker:innen sowohl gefeiert als auch kontrovers diskutiert. Während einige den künstlerischen Wert der Installation betonten, kritisierten andere die Verwendung von Zucker als Material und dass Walker ihrerseits Arbeiter:innen in der Zuckerindustrie ausbeute.

Banksy | Kissing Coppers

Kissing Coppers | Banksy

Banksy ist einer der bekanntesten und gleichzeitig einer der geheimnisvollsten zeitgenössischen Künstler. Niemand weiß, wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, und dennoch hat er mit seinen politischen Kunstwerken weltweit für Aufsehen gesorgt. Die Botschaft seiner Kunst richtet sich beispielsweise gegen Konsum, Krieg oder Gewalt. Seine Werke sind kritisch und doch oft voller Humor.

Banksys Werke haben häufig einen subversiven Charakter und stoßen gesellschaftliche Diskussionen an. Sie stellen den Status quo infrage und fordern uns auf, über unsere Werte und Überzeugungen nachzudenken. Seine Werke sind aber auch ein Appell an uns, uns für eine bessere Welt einzusetzen und uns für soziale Gerechtigkeit und Toleranz starkzumachen. 

Kissing Coppers entstand ursprünglich 2004 an der Wand des Prince Albert Pub in Brighton, England. Das Bild zeigt zwei Polizisten in voller Montur, die sich innig küssen. Die Darstellung gleichgeschlechtlicher Intimität ist eine Hommage an die LGBTQ+ Community und ein Statement gegen Homophobie und Diskriminierung.

Trotz eines wachsenden Bewusstseins für die LGBTQ+ Community und die zunehmende Sichtbarkeit von Homosexualität in der Gesellschaft, gab es Mitte der 2000er und Anfang der 2010er Jahre (die Zeit, in der sich das Bild in Brighton befand) immer noch eine beträchtliche Menge an Homophobie. Banksy's Kunstwerk war in dieser Zeit häufig Vandalismus ausgesetzt und wurde mehrfach beschädigt. Schließlich entschied sich der Wirt des Pub, das Bild zu entfernen und durch ein Replikat zu ersetzen. Später wurde das Mauerstück versteigert.

Ai Weiwei | Laundromat

Der chinesische Künstler Ai Weiwei ist dafür bekannt, sich leidenschaftlich für die Menschenrechte und die Demokratie einzusetzen. Mit seiner Kunst übt er scharfe Kulturkritik und prangert das globale Ungleichgewicht der Macht an. Seine Werke sind eine Herausforderung an die bestehenden Strukturen und ein Aufruf zum Handeln.

Seine Installation "Laundromat" besteht aus 2046 scheinbar sauberen und neuen Kleidungsstücken, die ordentlich z.B. auf Kleiderstangen ausgestellt werden. Laundromat bedeutet übersetzt Waschsalon.

In Wahrheit handelt es sich aber um Kleidung aus dem Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze. 2016 lebten 14.000 Menschen unter inhumanen Bedingungen in diesem Lager. Als es im Mai 2016 geräumt wurde, sammelte der Künstler die zurückgelassenen Habseligkeiten wie Kleidung und Schuhe und ließ sie in seinem Berliner Studio reinigen und reparieren.

Die Kleidung der Flüchtlinge ist ein Symbol für ihre Identität und ihre Geschichte. Indem Ai Weiwei diese Kleidung sammelte und in einer Installation präsentierte, wollte er auf die Flüchtlingskrise und das Leid der Menschen aufmerksam machen, die gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. Die Installation aber ist eine Kritik an der Politik und den oft nur halbherzigen und unzureichenden Entscheidungen der europäischen Staaten.

Ai Weiwei versteht es, politische Themen in eine ästhetisch ansprechende Form zu bringen und damit eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Maurizio Cattelan | America

Maurizio Cattelan ist einer der bekanntesten italienischen Künstler der Gegenwart und bekannt für seine provokanten Werke. Auf dem Zenit seiner Karriere kündigte er 2012 seinen Rückzug aus der Kunstwelt an. Lange konnte er ihr aber dennoch nicht fern bleiben. 2016 meldete er sich mit seinem Werk America zurück.

Dabei handelt es sich um eine funktionierende Toilette aus 18-karätigem Gold, die den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung gestellt wurde.  Die goldene Toilette bricht mit der Konvention von Kunstwerken, die nicht angefasst oder benutzt werden dürfen. Hier wird das Kunstwerk zur Interaktion mit dem Publikum gebracht, indem es buchstäblich benutzt werden kann.

Die Toilette steht symbolisch für das Streben nach Reichtum und Status, das oft zulasten der sozialen Gerechtigkeit geht. Zwar verweigert der Künstler selbst eine Interpretation seines Werkes, sagt aber dazu: Ob eine 200-Dollar-Mahlzeit oder eine 2-Dollar-Wurst, aus Sicht der Toilette ist es egal.

Von 2016 bis 2017 war America im Solomon R. Guggenheim Museum in New York City ausgestellt. In einer Pressemitteilung bezog das Museum die Installation auf die Karriere von Donald Trump, der sich damals im Wahlkampf befand. In der Erklärung hieß es: "Die Ästhetik dieses 'Throns' erinnert an nichts Geringeres als an die vergoldeten Auswüchse in Trumps Immobilienprojekten und Privatwohnungen." Dabei spielt das Museum auf den Status des Goldes als Symbol für Macht und Reichtum an und stellt somit eine Verbindung zwischen dem Kunstwerk und den sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten in den USA her.

Das Werk ist ein starkes Symbol für die Überbetonung des materiellen Besitzes in der heutigen Gesellschaft und regt gleichzeitig zur Diskussion über die Rolle der Kunst in der Gesellschaft an und wie sie dazu beitragen kann, soziale und politische Themen zu adressieren.
Nachdem Trump die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte, fragte er 2018 einen Van Gogh als Leihgabe für seine Privaträume im Weißen Haus beim Guggenheim Museum an. Das Museum lehnte ab, bot ihm aber America an. Soviel man weiß, hat Trump auf dieses "Angebot" nie reagiert.

Im Jahr 2019 war das Kunstwerk im Blenheim Palace im Vereinigten Königreich ausgestellt. Am frühen Morgen des 14. Septembers wurde dort eingebrochen und die Installation, die in einer historischen Toilette neben dem Geburtszimmer von Winston Churchill eingebaut war, wurde herausgebrochen und gestohlen. Seither ist sie verschwunden.

Jenny Saville | Propped

Die britische Künstlerin Jenny Saville ist bekannt für ihre großformatigen Porträts von Frauenkörpern, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen und als unkonventionell und unretouchiert empfunden werden.

In ihrem gesamten Werk setzt Saville sich mit der Zerbrechlichkeit, der Erneuerung und dem Verfall des menschlichen Körpers auseinandergesetzt. Ihre pastösen Pinselstriche verleihen ihren Akten und Porträts eine fast groteske Erscheinung, die durch eine dramatische Beleuchtung noch verstärkt wird. Jede Falte, jede Narbe, jeder Makel wird sichtbar. Jenny Saville hinterfragt in ihrer Kunst die starren Vorgaben des weiblichen Schönheitsideals in unserer Gesellschaft.

Das großformatige Selbstbildnis Propped zeigt die Künstlerin nackt auf einem hohen Schemel sitzend, den Blick auf den Betrachter gerichtet. In subtilen Blau-, Gelb- und Rosatönen gemalt, betont sie durch ihre Malweise die vermeintlichen "Unvollkommenheiten" ihres Körpers. Doch es geht um mehr als nur die Auseinandersetzung mit vorgefassten Schönheitsidealen.

Die dargestellte Frau strafft ihr Fleisch und nimmt auf einem unbequemen und ungeeigneten Stuhl Platz, um ihre Position und Rolle in der patriarchalischen Gesellschaft zu reflektieren und infrage zu stellen.

In Spiegelschrift - der abgebildeten Künstlerin zugewandt - steht ein Zitat der französischen Feministin Luce Irigaray: "Wenn wir weiterhin so sprechen, wie es die Männer seit Jahrhunderten tun, werden wir uns selbst enttäuschen. Die Worte werden wieder in unsere Körper eindringen, über unsere Köpfe hinweggehen - sie werden verschwinden, sie werden uns verschwinden lassen ...“.

Mit der Verwendung dieses Zitats setzt Saville ein starkes Statement gegen die Unterdrückung von Frauen und fordert zur Überwindung der bestehenden patriarchalischen Strukturen auf. Ihr Gemälde ist keine bloße Darstellung des weiblichen Körpers, sondern dient als kraftvolles Manifest für die Befreiung der Frauen und deren Emanzipation von gesellschaftlichen Konventionen.

Auf den Spuren der Kunst: Die besten Orte, um zeitgenössische Kunst zu erleben

Museum Of Contemporary Art, Chicago

Kunstmuseen haben unterschiedliche Ansätze, um zeitgenössische Kunst zu definieren. Auch das trägt zu einer fehlenden einheitlichen Vereinbarung bei. Das Institute of Contemporary Art in London zum Beispiel nimmt Kunstwerke ab 1947 auf, während das New Museum in New York das Jahr 1977 als Beginn der zeitgenössischen Kunst ausgewählt hat. Das Tate Modern in London definiert zeitgenössische Kunst als Kunst, die innerhalb der letzten 10 Jahre geschaffen wurde.

Weitere wichtige Ausstellungsorte für zeitgenössische Kunst sind das Museum of Modern Art (MoMA) in New York, die Guggenheim-Museen in New York und Bilbao, das Centre Pompidou in Paris sowie die Kunstmuseen in Berlin, München und Wien. Neben den etablierten Museen gibt es auch zahlreiche unabhängige Galerien und Ausstellungsräume, die zeitgenössische Kunst präsentieren. 

Einige bemerkenswerte Beispiele sind die Whitechapel Gallery in London, die Galerie Lelong & Co. in New York und Paris, die Hauser & Wirth Galerien in London, Zürich und Los Angeles sowie die David Zwirner Galerien in New York, London und Hongkong. Beispiele für wichtige und einflussreiche Ausstellungen und Messen zeitgenössischer Kunst sind die Biennale in Venedig, die Art Basel in Basel, Miami Beach und Hongkong sowie die Frieze Art Fairs in London und New York. 

Die Documenta in Kassel ist eine der ältesten und bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Sie findet alle fünf Jahre statt und zieht Tausende von Besuchern aus der ganzen Welt an. Die Documenta gilt als eine der einflussreichsten Kunstausstellungen und präsentiert Werke von international renommierten Künstlern sowie aufstrebenden Talenten. 2022 kam es bei der Documenta zu einem internationalen Skandal. Werke mit antisemitischen Motiven sorgten weltweit für Empörung. Verstörend war auch der Umgang der Verantwortlichen mit diesem Skandal. Das Ansehen der Documenta hat dadurch enorm gelitten. Wie sehr, wird sich zeigen, wenn sie 2027 zum nächsten Mal ihre Tore öffnet.

In den letzten Jahren hat sich auch die Bedeutung von Online-Ausstellungen und virtuellen Galerien stark erhöht, insbesondere während der COVID-19-Pandemie. Viele Museen und Galerien haben digitale Plattformen entwickelt, um ihre Ausstellungen online zugänglich zu machen. Überhaupt hat die Digitalisierung die Art und Weise, wie Kunst und Künstler präsentiert werden, revolutioniert. Das Internet bietet Künstlern und Galerien eine Plattform, um ihre Werke einem globalen Publikum zugänglich zu machen, ohne dass es notwendig ist, physisch an einem Ort zu sein.

In den sozialen Medien zeigen Künstler:innen ihre Werke auf Instagram, Facebook und Twitter und machen sie auf einfache Weise einem breiten Publikum zugänglich. Zusätzlich dazu gibt es Online-Galerien und Kunstauktionshäuser wie ArtsySingulart und Saatchi Art, die es Käufern ermöglichen, Kunstwerke online zu betrachten und zu kaufen. Diese Plattformen haben den Kunstmarkt demokratisiert und es einem größeren Publikum ermöglicht, Kunstwerke zu entdecken und zu erwerben, die sie sonst nie gesehen hätten.

Wenn Kunst die Gemüter erhitzt: Kontroversen in der zeitgenössischen Kunst

Viele Werke zeitgenössischer Kunst provozieren und fordern den Betrachter heraus, was zu heftigen Debatten führen kann. Dabei geht es beispielsweise um die Frage, ob ein Kunstwerk zu politisch, zu kritisch, zu provokant ist - oder nicht politisch, kritisch und provokant genug. Werden religiöse oder andere Gefühle verletzt? Wie weit geht die Kunstfreiheit? Ist eine Darstellung angriffig oder unangemessen?

Zudem gibt es auch Kritik an der Kommerzialisierung der zeitgenössischen Kunst. In der Kunstwelt geht es oft um Prestige und hohe Preise für Kunstwerke. Manche Künstlerinnen und Künstler geraten dabei in den Hintergrund und es geht mehr um den Hype um die Kunstwerke als um die Kunst selbst. Kritikerinnen und Kritiker werfen der Kunstwelt vor, sich zu sehr auf den Markt zu konzentrieren und damit die künstlerischen Werte zu vernachlässigen.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Rolle der Kunst in der Gesellschaft. Einige Menschen sehen zeitgenössische Kunst als abgehoben und fern vom Alltag der Menschen an. Sie kritisieren, dass Kunstwerke oft nur für ein elitäres Publikum geschaffen werden und nicht für die breite Masse zugänglich sind. Es wird bemängelt, dass die Kunstwelt sich zu sehr auf die eigenen Diskurse konzentriert und damit den Kontakt zur Gesellschaft verliert. Doch während einige die Kunst als befremdlich und schwer zugänglich empfinden, sehen andere sie als befreiend und inspirierend an. 

Zwischen Kritik und Inspiration: Die Herausforderungen und Chancen der zeitgenössischen Kunst

Künstlerinnen und Künstler zeitgenössischer Kunst nutzen eine Vielzahl von Medien und Techniken, um ihre Botschaften und Ideen auszudrücken. Die Digitalisierung hat die Sichtbarkeit von Kunst und Künstlern erhöht, aber auch neue Herausforderungen und Fragen aufgeworfen. Trotz - oder gerade wegen - der kontroversen Diskussionen und Debatten, die zeitgenössische Kunst oft auslöst, bleibt sie ein wichtiger Bestandteil unserer kulturellen Landschaft. Es gibt kein "richtiges" oder "falsches" Verständnis von Kunst, ist es wichtig, die Vielfalt und Komplexität der zeitgenössischen Kunst zu schätzen und zu respektieren.

Welche Meinung hast du über zeitgenössische Kunst? Glaubst du, dass sie eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft spielt oder denkst du, dass sie oft zu kontrovers und herausfordernd ist? Ich würde gerne von dir hören! Lass es uns in den Kommentaren wissen.

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About the Author Lea Finke

Lea Finke ist Künstlerin mit ganzer Seele. In ihrem Blog erzählt sie von Inspiration, Leidenschaft und der Begegnung mit Kunst.

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