Antje Schulz ist eine kreative Entdeckerin mit einer besonderen Leidenschaft für Illustration. Mit einer Mischung aus Kawaii-Cartoons und Vintage-Elementen schafft sie Illustrationen, die eine ganz eigene Handschrift tragen.
Ihr kreativer Werdegang war dabei alles andere als geradlinig – von der Altenpflege zum Grafikdesign und schließlich zur eigenen Selbstständigkeit. Im Interview erzählt sie, was sie antreibt.
Vorstellung
Wie ist dein Name?
Antje Schulz.
Wo lebst du?
Im kleinen 928 Einwohner Dorf Linthe, im wunderschönen Land Brandenburg.
Welche Art von Kunst/Kreativität machst du hauptsächlich? (Malerei, Skulptur, Fotografie, digitales Design, etc.)
Ich bin ein multikreativer Mensch und probiere immer wieder was Neues aus. Meine Leidenschaft gehört aber seit ca. 1,5 Jahren der Illustration im Kawaii-Cartoon-Stilmix mit Vintagetouch.
Hast du eine formale Ausbildung absolviert oder bist du Autodidaktin?
Ursprünglich war ich eine examinierte Altenpflegerin. Momentan studiere ich noch Grafikdesign an der privaten Hochschule DIPLOMA in Hessen. Meine Bacherlorarbeit mit dem Gestaltobjekt Kinderbuch habe ich schon
eingereicht.
Wo kann man deine Arbeiten sehen? Hast du eine Website oder Social-Media-Profile, die du teilen möchtest?
Ich habe mich vor kurzem als Illustratorin und Grafikdesignerin selbstständig gemacht und dafür eine Webseite, einen Etsyshop und einen Instagramaccount eröffnet. Da alles noch im Aufbau ist, lohnt es sich immer wieder mal reinzuschnuppern ;-)
Du bist kreativ. Warum?
Wie bist du zur Kunst gekommen? Wo hat deine kreative Reise begonnen?
Ich male und zeichne, seit ich einen Stift halten kann. Es gab öfter mal kreative Pausen im Leben, aber ich bin immer wieder darauf zurückgekommen. Als ich mich beruflich neu orientieren wollte, war mir klar dass ich unbedingt mein Hobby zum Beruf machen möchte. Aus diesem Grund fing ich mit 40 an Grafikdesign zu studieren. Im Laufe des Studiums merkte ich, dass mir das Arbeiten mit Stift und Papier immer noch sehr viel Spaß bereitet. Für die Bachelorarbeit war mir irgendwie von Anfang des Studiums an klar, dass ich ein Kinderbuch schreiben und illustrieren werde. Und dass ich nicht nur Grafikdesignerin, sondern auch Kinderbuchillustratorin werden möchte.
Was inspiriert dich?
Bei den Illustrationen inspiriert mich das Leben selbst, kleinste Ausschnitte aus dem Alltag lassen schon ein Bild im Kopf entstehen. Wie zum Beispiel eine Hobbygärtnerin (wie mich *grins*) die beim Salat schneiden eine
Schnecke im Kopfsalat findet. Füchse in Vintagekleidung haben es mir besonders angetan.
Warum?
Weil Füchse zu meinen Lieblingstieren gehören und ich generell alte Epochen und Gegenstände liebe. Deswegen haben meine Illustrationen eine spezielle Vintage Farbpalette und häufig einen Vintagetouch durch Kleidung oder Gegenstände.
Gibt es bestimmte Künstler oder Stile, die dich beeinflussen?
Ich habe jahrelang möglichst realistisch gezeichnet, bis es mir irgendwann nicht mehr gefallen hat. Außerdem dauerte es mir einfach zu lange, bis eine Zeichnung endlich fertig war. Ich wollte unbedingt diese „einfachen“ Figuren, die man häufig in Kinderbüchern oder Trickfilmen sieht, zeichnen können. Tatsächlich sind die überhaupt nicht einfach zu zeichnen, ich habe dafür sehr lange lernen müssen, bis ich zufrieden war. So richtig hat es erst „Klick“ gemacht als ich ein Buch von der Holländerin Karin Luttenberg in den Händen hielt.
Die Erklärungen, wie sie ihre Cartoon-Girls zeichnet, lösten bei mir einen jahrelang festsitzenden Knoten. Endlich konnte ich es auch!
Der zweite Einfluss und Inspiration kommen aus Japan. Ich liebe die Hobonichi Kalenderbücher und mir sind immer wieder diese niedlichen Figuren, die es als Sticker gibt, aufgefallen. Durch Zufall erfuhr ich irgendwann den Begriff dazu: Kawaii. Auch hier hat es eine Weile gedauert, vom realistischen
Zeichenstil zum stark verniedlichten Kawaiistil umzudenken. Hier hat mich die Künstlerin Becky Castaneda besonders inspiriert. Obwohl ich Pastellfarben, womit sie illustriert, nicht benutze, habe ich durch sie den Kawaiistil verstanden.
Wie sieht dein kreativer Prozess aus?
Welche Materialien und Werkzeuge verwendest du am liebsten und warum?
Durch meine Liebe zum Vintage benutze ich am liebsten eingefärbtes, cappuccinofarbiges Papier. Wie zum Beispiel die Cappuccino Skizzenbücher von Hahnemühle, egal ob glattes Papier oder Aquarellpapier. Auch der
Strathmore Toned Tan Papier Block ist für mich perfekt. Zum Kolorieren nehme ich als Basic sehr gerne Alkoholmarker in meiner Farbpalette. Die Copic Ciao Marker und Ohuhu Marker nehme ich am liebsten. Als Topping gebe ich den Illustrationen etwas Textur durch ölbasierte Buntstifte, wie zum Beispiel die Polychromos von Faber-Castell oder die Neocolor von Caran D´ache.
Zum digitalen Illustrieren nutze ich Procreate. Ich nehme dann gerne eine Papierstruktur als Basic, auch hier am liebsten in der Farbe Beige. Zum Kolorieren nehme ich ein Pinsel mit möglichst glatter Struktur, als Topping
aber auch hier einen Stift mit Buntstift bzw. Wachsmalstiftstruktur.
Gibt es ein bestimmtes Projekt oder Werk, das dir besonders viel bedeutet?
JA definitiv! Ich darf es leider noch nicht öffentlich zeigen, aber mein Gestaltobjekt für die Bachelorarbeit in Grafikdesign ist mein absolutes Herzprojekt! Es ist ein Kinderbilderbuch, von mir geschrieben und illustriert,
über soziale Interaktion und deren Probleme, mit Lösungsansätzen bei schwerhörigen Kindern. Es handelt sich um zwei Kinder, eins schwerhörig und eins normalhörend, die mit anfänglichen Kommunikationsproblemen lernen, rücksichtsvoll zu interagieren und sich daraus sogar eine Freundschaft entwickelt.
Was war die größte Herausforderung, die du als Künstlerin bisher überwinden musstest?
Ich habe grundsätzlich das Gefühl, dass meine Illustrationen nicht gut genug sind, und arbeite noch daran, diese ohne schlechtes Gefühl veröffentlichen zu können. Seit ca. einem Jahr bewege ich mich in einem Netzwerk aus
Illustratoren und Illustratorinnen. Man bekommt durch diese Kontakte immer wieder positive Feedbacks oder lieb gemeinte Verbesserungsideen. Daran bin ich gewachsen. Auch zu wissen, dass man nie alle Geschmäcker treffen kann, hilft mir, meine Illustrationen mit ihren Stärken und Schwächen zu lieben.
Ganz besonders habe ich dies einer Studienkollegin zu verdanken. Sie ist mittlerweile meine beste Freundin!
Wie wichtig ist dir die Verbindung und Interaktion mit anderen Künstler:innen und Kreativen?
Wie oben schon erwähnt, ist es enorm wichtig, mit Gleichgesinnten und Gleichverrückten zu interagieren. Erst diese Menschen, mit ähnlichen Zielen, Stolpersteinen, Hindernissen aber auch Erfolgen, können deine
momentane Situation verstehen. Egal ob man gerade am Boden zerstört ist, all den Mut verloren hat oder gerade vor Glück die ganze Welt umarmen könnte. Ob man Tipps braucht, Fragen hat oder auch selbst helfen und unterstützen kann … das alles ist Gold wert!
Was bedeutet Kunst für dich? Welche Rolle spielt sie in deinem Leben?
Seit ich einen Stift halten kann, fasziniert es mich, wie aus einem Punkt eine Linie wird. Alles beginnt mit einem Punkt, sobald man den Stift aufs Papier setzt. Jeder von uns hat bestimmt in der Schule mal auf dem Block gekritzelt. Was passiert, wenn ich den Stift nicht mehr absetze, was entsteht daraus? Ich glaube, das waren meine ersten Skribbels!
Kunst war schon immer mein Lieblingsfach und auf dem Gymnasium auch mein Leistungsfach. Ich bin
dennoch erstmal Hotelfachfrau und danach Altenpflegerin geworden. Dieses helfen wollen, anderen Menschen was Gutes tun, ist mir immer noch ein Bedürfnis! Mein größter Wunsch ist es, mit meinen Illustrationen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, Menschen Hilfestellung zu geben oder einfach mal einen Moment zu geben, um dem stressigen Alltag zu entfliehen. Deswegen habe ich zur Weihnachtszeit einen Adventskalender auf Instagram umgesetzt. Ich habe fast täglich How to Draw Anleitungen für Weihnachtsmotive veröffentlicht.
Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Kunst in der Gesellschaft?
Welche Aufgaben haben Künstler:innen in der Gesellschaft?
Da ich aus dem Grafikdesign komme, sehe ich Bilder und Grafiken als Kommunikationsmittel. Der größte Unterschied zwischen Grafikdesign und Kunst liegt meiner Meinung nach darin, dass im Design unter anderem alles weggelassen wird, was man wegnehmen kann, aber dennoch die Botschaft vermittelt wird.
Bei Kunst ist es andersrum … hier ist es bunt und wild, teils auch chaotisch, und dennoch gibt es eine Botschaft hinter jedem Bild! Ich bin überzeugt, dass jeder Künstler seine eigenen Botschaften hat, die er vermitteln will. Anders formuliert: Künstler geben bunte Botschaften!
Welche Themen sind dir wichtig?
Gibt es ein Thema oder eine Botschaft, die du in deiner Kunst transportieren möchtest?
Ja, auf jeden Fall! Mir ist es wichtig, dass meine Illustrationen angenehme, fröhliche, herzerwärmende und nostalgische Emotionen erwecken! Ich möchte eine gewisse Verbundenheit zur Vergangenheit aber auch eine Art
Heimatgefühl vermitteln.
Ich persönlich liebe den Jugendstil und Art Deco, ich liebe alte Bücher mit Goldprägungen, alte Möbel aus der Gründerzeit oder dem Jugendstil usw. Ich glaube, das hat sehr viel mit meiner Kindheit zu tun.
Ich habe die Sommerferien oft bei meiner Oma verbracht. Da gab es massenhaft Bücher und wunderschöne alte Möbel in ihrer Villa. Einige Möbel, Bücher und sogar ihre geliebten Mini Patiencekarten habe ich immer noch. Ich
glaube diese Verbundenheit zur Vergangenheit und zur Familie, zur behüteten Kindheit und diesem wohligen Gefühl, möchte ich mit dem Vintagetouch, der Farbpalette und den Motiven in meinen Illustrationen erreichen.
Außerdem illustriere ich auch MiniMe´s. Diese sollen in erster Linie den Kunden gefallen, aber ich finde es auch total faszinieren wie man mit recht einfachen Mitteln den Charakter eines Menschens einfangen und illustrieren
kann. Hier steckt die Botschaft ganz klar darin, dass jeder Mensch etwas besonderes und wertvolles ist!
Deine Chance: Werde Teil meiner Interviewreihe!
Wenn du selbst Künstler:in oder Kreativschaffende:r bist, ganz gleich, ob du in der Malerei, Musik, Literatur oder einer anderen Form der Kunst, und Lust hast, über deine Arbeit und deinen kreativen Prozess zu sprechen, dann melde dich gerne bei mir.
Ich freue mich darauf, in meiner Interview-Reihe die Vielfalt der kreativen Ausdrucksformen zu zeigen und von deinen Perspektiven und Erfahrungen zu lesen.
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Kathy ist eine kreative Seele. Sie bezeichnet sich selbst – zu Recht – als Wortmalerin und Literaturträumerin. Schon seit ihrer Kindheit begleitet sie das Schreiben, doch erst vor einigen Jahren entschloss sie sich, ihre Geschichten mit der Welt zu teilen. Neben dem Schreiben taucht sie gerne in die Welt der Bücher ein und lässt sich
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