September 18, 2024

Diese Woche in meiner Interview-Reihe: die Künstlerin Sabine Seidel. Sie lebt in einem idyllischen Dorf, umgeben von der Natur, die sie inspiriert und die in ihre künstlerische Arbeit einfließt.

Sabine widmet sich vor allem der Malerei, die für sie eine heilsame Entdeckungsreise darstellt. Diese Reise ermöglicht ihr nicht nur kreative Entfaltung, sondern auch inneren Frieden. Ihre farbenfrohen Bilder strahlen eine gelassene Heiterkeit aus.

Vorstellung

Wie ist dein Name?
Mein Name ist Sabine Seidel.

Wo lebst du?
Ich lebe in einem kleinen Dorf in Sachsen zwischen Dresden und Chemnitz, umgeben von vielen Bauernhöfen, Feldern und Wäldern.

Welche Art von Kunst/Kreativität machst du hauptsächlich? (Malerei, Skulptur, Fotografie, digitales Design, etc.)
Hauptsächlich befasse ich mich mit der Malerei. Dabei setze ich mir jedoch keine Grenzen, was das Medium oder die Technik betrifft. Im Moment arbeite ich viel abstrakt mit Acryl und Leinwand, experimentiere mit unterschiedlichen Strukturen und Materialien, die man nicht immer gleich als geeignetes Medium für die Malerei erkennen würde, wie z.B. Risottoreis, Eierschalen, Garn, Streichhölzer oder Muscheln.

Ich liebe aber auch die Aquarellmalerei. In der Vergangenheit habe ich viel mit diesem Medium gemalt, jedoch ist dies im Moment mit einem kleinen Kind schwierig. Denn dieses Medium lässt es nicht spontan zu, den Platz zu verlassen, da man oft Nass in Nass arbeitet. Ein angefangenes Projekt kurz liegenzulassen, könnte das ganze Bild ruinieren.

Weitere Leidenschaften sind die intuitive Malerei und das kreieren von Mandalas. Beide sind der perfekte Einstieg für das Warm-up oder zur Entspannung, weil man da komplett den Kopf ausschalten und nichts „versauen“ kann.

In meiner Weiterbildung zur Kunst- und Kreativtherapie durfte ich aber auch mit weiteren Materialien arbeiten, wie Pastellkreide oder Ton. Beides hat mir ebenfalls großen Spaß gemacht. Wenn ich irgendwann noch mehr Zeit habe … 

Die Ölmalerei ist meine jüngste Leidenschaft, eben auch perfekt, um mal kurz vom Arbeitsplatz zu verschwinden, da Ölfarben eine lange Trockenzeit haben. Die Ölmalerei habe ich bei einem VHS-Kurs gelernt und mich darin verliebt. Es ist noch mal eine ganz andere Möglichkeit, der Malerei zu begegnen.

Hast du eine formale Ausbildung absolviert oder bist du Autodidaktin?
Grundsätzlich habe ich keine klassische Ausbildung im Bereich der Malerei. Ich habe dennoch ursprünglich eine kreative Ausbildung absolviert. Mein Ausbildungsberuf ist Friseurin, da ich schon immer kreativ war, wollte ich unbedingt diesen Beruf erlernen. Leider habe ich diesen vor vielen Jahren aus finanziellen Gründen aufgegeben, mein Abitur nachgeholt und dann noch mal studiert. Nun bin ich M.A. Soziologin und arbeite im pädagogischen Bereich als Praxisberaterin an einer Oberschule. Während meiner Studienzeit habe ich jedoch nie meine kreative Seite verloren und mich selbst weitergebildet. Jedoch bin ich erst über Umwege zur tatsächlichen Malerei gekommen. Wie wahrscheinlich bei so vielen anderen auch startete meine wieder aufgeflammte kreative Phase mit Ausmalbüchern für Erwachsene und Zentangle. Erst dabei kam in mir der Wunsch auf, eigenes zu erschaffen. Das ist mittlerweile 10 Jahre her. Seitdem habe ich viel experimentiert und ausprobiert.

Nach meinem Studium machte ich dann eine Weiterbildung zur Kunst- und Kreativtherapie und absolvierte einige Zeichen- und Malkurse bei der Volkshochschule. So zum Beispiel einige Kurse im Bereich des klassischen Zeichnens mit Bleistift und ein Kurs zur Ölmalerei. Dazu kommen noch diverse Onlinekurse zur Aquarellmalerei.

Aktuell mache ich gerade einen Onlinekurs zur Neurographik und im September startet meine 6-monatige Onlineausbildung zum intuitiven heilsamen Malen, worauf ich mich schon wahnsinnig freue.

Basierend auf dieser Grundlage möchte ich gern in der Zukunft selbst Kurse und Workshops anbieten, um die Menschen zum kreativen Schaffen zu motivieren oder eine kleine Flucht aus dem stressigen Alltag anzubieten.

Wo kann man deine Arbeiten sehen? Hast du eine Website oder Social-Media-Profile, die du teilen möchtest?

Ich habe eine Website, sie ist noch sehr jung und entwickelt sich noch etwas, aber einige meine Werke sind bereits zu sehen. Darüber hinaus möchte ich Interessierten gern viele verschiedene Materialien und Methoden zum kreativen Arbeiten zeigen. 

Auf Instagram und YouTube bin ich unter „kreativpfad“ zu finden. Letzteres ist jedoch noch in der Findungsphase und hat noch etwas Zeit.

Du bist kreativ. Warum?

Wie bist du zur Kunst gekommen? Wo hat deine kreative Reise begonnen?

Ich war schon immer kreativ, einen genauen Startpunkt gibt es dafür nicht. Die Kunst ist aber auf jeden Fall eine sehr gute Möglichkeit, meine Gefühle, Gedanken und Erlebnisse zu verarbeiten. So wie viele andere auch, habe ich ebenfalls einige Schatten aus der Vergangenheit, die ich auf der Leinwand vergessen lassen, verarbeiten, aber auch hervorbringen kann.
Das erfüllt und entspannt mich zu 100%.

Was inspiriert dich?

Mich inspiriert eigentlich fast alles, von der Natur, über Muster von Stoffen oder Farbkombinationen, die sich gerade zufällig nebeneinander befinden. Aber auch die Arbeiten anderer Künstler, Bilder auf sozialen Plattformen oder Fotos aus Urlauben.

Ich sehe aber auch ständig selbst Farben und Formen, wenn ich die Augen schließe. Es toben permanent Ideen in meinem Kopf herum, die förmlich übersprudeln, vor allem dann, wenn ich gerade einmal nicht dazu komme zu malen.

Gibt es bestimmte Künstler oder Stile, die dich beeinflussen?

In unserer aktuellen Zeit fühle ich mich sehr inspiriert von Flora Bowley, Petra Toelkin, Ulrike Hirsch und Karin Henningsen. Aber auch über die Bücher von Terry Harrison bin ich zur Aquarellmalerei gekommen. Im Bereich der Ölmalerei bin ich von dem Stil Vincent van Gogh sehr angetan.

Wie sieht dein kreativer Prozess aus? 

Welche Materialien und Werkzeuge verwendest du am liebsten und warum?

Mein kreativer Prozess lässt sich als organisiertes Chaos beschreiben. Manchmal stapeln sich allerlei Materialien auf, unter oder neben meinem Schreibtisch. Ich weiß nicht immer sofort, was ich damit mache, nur dass ich sie irgendwann mit Sicherheit gebrauchen kann. Meistens lege ich mir alles so, dass ich immer wieder daran vorbeigehe und dabei überlegen kann, wie ein Bild damit aussehen könnte. Dann stelle ich manchmal noch Farben dazu, die ich mir vorstellen kann, ich fertige kleine Skizzen an und irgendwann wird es umgesetzt. Häufig ist das Ergebnis am Ende dann trotzdem ein anderes, aber ich bin in den meisten Fällen zufrieden und hatte Spaß am Prozess. Häufig habe ich noch während ich an einem Bild arbeite, viele weitere Ideen. Dann laufe ich los, hole mir weitere Leinwände aus der Garage und beginne parallel weitere. So kommt es, dass ich bestimmt 15 angefangene Bilder dastehen habe. Das erleichtert häufig den Einstieg in den kreativen Prozess.

Was die Materialien betrifft, sind meine absoluten Lieblinge im Moment Acryl- und Aquarellfarben. Im Bereich Acryl arbeite ich am liebsten mit Materialien, die Struktur erzeugen. So zum Beispiel Strukturpasten, Sand, Kaffee, Papier, Servietten, Seidenpapier, Packpapier oder auch mit Spachtel. Mein Ding ist es im Moment, meine Bilder mit einem Hauch Gold abzurunden. Egal, ob es ein paar Spritzer sind oder eine Veredelung mit Blattgold.

Gibt es ein bestimmtes Projekt oder Werk, das dir besonders viel bedeutet?

Ich habe im Frühjahr/Sommer dieses Jahrs eine kleine Reihe erschaffen. Sie bedeutet mir sehr viel, da ich glaube, dass ich mit ihr meinen eigenen Stil gefunden habe. Zum anderen zeigt sie, dass ich mich auch innerlich stark verändert habe. Meine kleine Kollektion zeigt eine gewisse Leichtigkeit, die ich auch in meinem Leben spüren kann.

Was war die größte Herausforderung, die du als Künstlerin bisher überwinden musstest?

Der Spagat zwischen Vollzeittätigkeit, Familie und dem kreativen Ausleben. Da ich hauptberuflich nicht Künstlerin bin, ist es immer wieder eine große Herausforderung, die Zeit für kreatives Arbeiten zu finden. Denn am Ende eines Arbeitstages und dem zu Bett bringen meines Kindes begegnet mir mit voller Wucht die Müdigkeit 😀

Wie wichtig ist dir die Verbindung und Interaktion mit anderen Künstler:innen und Kreativen?

Der Austausch mit anderen Künstlern oder Kunstinteressierten ist mir sehr wichtig. Jeder hat seine Gründe für sein kreatives Schaffen. Miteinander in Verbindung zu treten kann deshalb sehr inspirierend sein. Besondere Freude macht es mir, wenn ich mit anderen gemeinsam malen kann. Aus diesem Grund besuche ich regelmäßig Kurse oder nehme an Onlineworkshops teil.

Was bedeutet Kunst für dich? Welche Rolle spielt sie in deinem Leben?

Tatsächlich spielt die Kunst eine viel größere Rolle in meinem Leben, als ich bisher annahm. Sie gibt mir die Möglichkeit loszulassen, zu entspannen und den Kopf frei zu kriegen. Sie gibt mir sehr viel und ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Wenn ich lange Zeit nicht dazu komme kreativ zu sein, fühle ich mich äußerst unausgeglichen und frustriert. Umso mehr platzt es dann aus mir heraus, wenn ich die Zeit habe.

Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Kunst in der Gesellschaft? 

Welche Aufgaben haben Künstler:innen in der Gesellschaft?

Das ist sehr schwierig zu beantworten. Wenn man sich die Kunst und Künstler in den sozialen Netzwerken anschaut, sollte man denken, dass sie eine sehr große Rolle spielt. Es gibt tausende Künstler auf der ganzen Welt, sodass man eigentlich nicht durch das Leben gehen und keiner Kunst begegnen kann. Wenn wir über die Wahrnehmung sprechen, sieht es, denke ich, schon wieder ganz anders aus. Kunst wird oftmals nicht als solche wahrgenommen oder vielen Künstlern wird ihr Künstlerstatus abgesprochen, weil er bspw. nicht studiert hat, oder zu wenig bekannt ist, den eigenen Geschmack nicht trifft, noch nicht oder zu selten ausgestellt hat oder gar zu wenig Follower hat.

Dennoch gibt es Kunst schon immer und ist ein kostbares Gut. Innerhalb der Gesellschaft wird mit Kunst sehr subjektiv umgegangen, was es vielen Künstlern erschwert erfolgreich zu sein. Dabei stellt sich wieder die Frage, was bedeutet es, erfolgreich zu sein als Künstler? Geht es um Follower, das Einkommen oder einfach sich dem kreativen Prozess hingeben zu können? Möglicherweise ist es eine Kombination aus allen genannten Dingen.

Ich denke, eine Aufgabe der Kunst ist es, aktuelle Zeitgeschehnisse oder Veränderungen auf ihre einzigartige Weise widerzuspiegeln. Dadurch hat sie auch die Möglichkeit, auf kreative Weise auf Missstände hinzuweisen oder zu kritisieren und damit Gehör zu finden. Kunst fördert zudem die kulturelle Identität und Individualität; sie spiegelt Gefühle und Emotionen wider. Dadurch formt sie die jeweilige Epoche.

Welche Themen sind dir wichtig? 

Gibt es ein Thema oder eine Botschaft, die du in deiner Kunst transportieren möchtest?

Jeder kann malen! Die Malerei bringt so viele Möglichkeiten mit sich, dass es im Prinzip keine Grenzen gibt. Der kreative Prozess ist eine wahre Entdeckungsreise, auch zu sich selbst. Malen kann Entspannung bringen, den Perfektionismus über Bord werfen und die Achtsamkeit schulen.

Malerei sollte nicht abschrecken, sondern Leichtigkeit vermitteln, loslassen, zum Spielen und Experimentieren einladen.


Vielen Dank, Sabine!

Deine Chance: Werde Teil meiner Interviewreihe!

Wenn du selbst Künstler:in oder Kreativschaffende:r bist, ganz gleich, ob du in der Malerei, Musik, Literatur oder einer anderen Form der Kunst, und Lust hast, über deine Arbeit und deinen kreativen Prozess zu sprechen, dann melde dich gerne bei mir.
Ich freue mich darauf, in meiner Interview-Reihe die Vielfalt der kreativen Ausdrucksformen zu zeigen und von deinen Perspektiven und Erfahrungen zu lesen.


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About the Author Lea Finke

Lea Finke ist Künstlerin mit ganzer Seele. In ihrem Blog erzählt sie von Inspiration, Leidenschaft und der Begegnung mit Kunst.

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