Ich liebe es, auf Flohmärkten zu stöbern. Es ist wie eine Suche nach verborgenen Schätzen, die darauf warten, entdeckt zu werden. Man weiß nie, was man finden wird. Wenn ich an den Tische mit verstaubten Büchern, Porzellan und alten Fotos vorbeischlendere, fühle ich mich wie eine Entdeckerin auf einer Expedition, bereit, neue Welten zu entdecken und dann neue Geschichten zu erzählen. Es ist diese Kombination aus Abenteuerlust und kreativer Inspiration, die mich immer wieder auf Flohmärkte lockt. Eine Welt voller Möglichkeiten - und ich liebe es, in sie einzutauchen und zu sehen, was ich entdecken werde.
Dort hatte ich auch meine erste Begegnung mit Steinpapier. Meine Augen waren auf der Suche nach irgendetwas, das meine künstlerische Fantasie beflügeln würde. Mein Blick fiel auf ein paar weiße, eher unscheinbare Bögen. Aber etwas war anders. Ich nahm das Papier in die Hand, es fühlte sich sehr glatt und doch irgendwie rau an und es schien sehr robust zu sein. Sowas hatte ich noch nie gesehen, ich war sofort neugierig.
Der Verkäufer erklärte mir, dass es sich um Steinpapier handelte, ein umweltfreundliches Material, das aus Steinstaub hergestellt wurde. Die Idee, Papier aus Stein herzustellen, faszinierte mich. Und ein Material, das umweltfreundlich und ästhetisch zugleich war, war genau das, wonach ich suchte.
Ich musste das Steinpapier unbedingt in einem meiner Kunstwerke verwenden! Also kaufte ich es. Ich konnte es kaum erwarten, in meinem Atelier damit zu experimentieren. Inzwischen ist es eines meiner Lieblingsmaterialien, das ich immer wieder in meiner Kunst einsetzte.
Was ist Steinpapier?
Steinpapier klingt zunächst einmal ungewöhnlich. Und es ist ja auch ein faszinierendes Material. Wie der Name schon vermuten lässt, besteht es hauptsächlich aus Stein. Genauer gesagt aus Kalksteinstaub, bzw. Calciumcarbonat und einem Bindemittel aus Polyethylen. Durch diese Kombination entsteht ein robustes Material.
Ist Steinpapier umweltfreundlich?
Während die Produktion von Holz- oder Zellstoffpapier die Abholzung von Wäldern erfordert und damit die Biodiversität und die CO₂-Aufnahme beeinträchtigt, muss für die Herstellung von Steinpapier kein einziger Baum gefällt werden. Das Grundmaterial ist Kalkstein und der ist in der Regel biogen - eine Ansammlung von organischen Überresten wird im Laufe der Zeit durch verschiedene geologische Prozesse zu Gestein transformiert. In vielen Durchgängen wird es zu sehr feinem Mehl zermahlen. So entsteht Calciumcarbonat, der verbreiteste Rohstoff der Welt. Er ist nahezu unbegrenzt verfügbar. Für die Papierproduktion werden außerdem nur Bruchsteine und Restmaterialien verwendet, also Abfallprodukte, die beim Abbau des Kalkstein sowieso anfallen.
Weder für Anbau, noch für den Abbau wird daher zusätzliche Energie benötigt. Generell ist der Energieaufwand für die Herstellung von Steinpapier im Vergleich zu Holz- oder Zellstoffpapier gering. Die Herstellung einer Tonne herkömmlichen Papiers benötigt ca. 5600 Kilowattstunden Energie. Selbst bei Recyclingpapier sind es noch ca. 5200 Kilowattstunden - bei Steinpapier sind es nicht einmal 1000 kWh.
Beim Wasserverbrauch sieht die Bilanz noch besser aus, denn es wird so gut wie kein Wasser zur Herstellung von Steinpapier benötigt. Auch Bleichmitteln, Säuren, Basen oder überhaupt Chemikalien werden nicht eingesetzt. Als zusätzliches Plus fallen bei der Steinpapier-Produktion keine Abfälle an.
Cradle-to-Cradle®
Steinpapier ist biologisch abbaubar - sogar vollständig, wenn das Polyethylen auf Zuckerrohrbasis hergestellt wurde (worauf ich Wert lege). Wird Steinpapier dauerhaft der Sonne ausgesetzt, beginnt der natürliche Zersetzungsprozess. Nach wenigen Monaten zerfällt es sozusagen wieder zu Steinstaub. Außerdem kann es vollständig recycelt werden. Das ist auch dann der Fall, wenn das PE auf Erdöl basiert. Eigentlich ist es dann bereits recycelt, denn es wird z.B. aus alten PET-Flaschen gewonnen. Damit entspricht es dem Cradle-to-Cradle®-Prinzip (Es kommen nur Materialien zum Einsatz, die bereits vorhanden sind und später wiederverwendet werden können) und ist entsprechend zertifiziert.
Der Anfang einer neuen Liebe: Meine Erfahrungen mit Steinpapier
Papier ist für mich als Künstlerin ein faszinierendes Material, das eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet. Die Wahl des Papiers beeinflusst nicht nur die Haptik und Optik eines Kunstwerks, sondern kann auch dessen Wirkung auf den Betrachter maßgeblich verändern. Ich empfinde Papier fast schon als lebendig, als ein Wesen, das mit mir interagiert und meine Kunst beeinflusst.
Durch das Spiel mit Texturen und Gewichten kann ich bestimmte Effekte erzielen. Glattes und glänzendes Papier reflektiert beispielsweise das Licht und verleiht dem Bild Lebendigkeit und Dynamik. Raueres und mattes Papier hingegen fügt eine taktile Qualität hinzu, die das Auge des Betrachter anzieht und zum Berühren verführt. Auch Rahmen und Passepartouts können so gewählt und verändert werden, dass sie die Wirkung eines Kunstwerks verwandeln können. So kann beispielsweise aus einer kleinen Zeichnung ein beeindruckendes Prunkstück werden.
Es war also kein Wunder, dass ich Steinpapier unbedingt ausprobieren musste. Anfangs war das allerdings ganz schön holprig, denn Steinpapier reagiert vollkommen anders als herkömmliches Papier. Es ist beispielsweise nicht saugfähig. Die Farbe zieht nicht ein ins Papier, sie liegt auf. Das beeinflusst nicht nur die Trocknungszeit, sondern auch den Farbfluss.
Steinpapier hat eine ganz besondere Haptik, die Oberfläche fühlt sich samtig an. Sie ist sehr eben und trotzdem matt, Farben - insbesondere Aquarellfarben - trocknen eher getönt auf. Dafür haben trocknen Medien, wie Kohle, Pastell und Kreide einen sehr satten Abrieb - das liegt am Grundmaterial Stein. Auch bei hoher Grammatur ist Steinpapier sehr flexibel.
Winterzauber auf Steinpapier: Eine Huldigung an das winterliche Licht
Seit ich das Steinpapier für meine Kunstwerke entdeckt habe, setze ich es immer wieder in meinen Projekten ein. Seine unvergleichliche Textur verleiht meinen Werken eine besondere Note. Gerade erst habe ich die Serie "Wintermood" auf Steinpapier vollendet, eine Hommage an die Schönheit des winterlichen Lichts und eine Einladung, die mystische Atmosphäre dieser Jahreszeit zu erforschen.
"Wintermood" umfasst sechs Bilder, die das zarte, schimmernde Licht einfangen, das den winterlichen Himmel durchdringt und eine märchenhafte Stimmung erzeugt. Die Farbpalette reicht von kühlem Blau bis hin zu natürlichen Erdtönen und glitzerndem Weiß, die eine emotionale Tiefe und Sinnlichkeit verströmen.
Das Steinpapier war das ideale Medium für diese Serie. Seine außergewöhnliche Beschaffenheit betont und verstärkt die Stimmung, die ich in meinen Kunstwerken zum Ausdruck bringen wollte.
Nachhaltigkeit als Gestaltungsprinzip: Steinpapier als Ausdruck einer neuen Haltung in der Kunst
Als Künstlerin fasziniert mich das Potenzial von Steinpapier in der Kunst, nicht nur aus künstlerischer Sicht. Es ist ein Material, das sowohl ästhetisch ansprechend als auch umweltfreundlich ist. Die Tatsache, dass es aus Stein hergestellt wird und somit keine Bäume benötigt werden, um es zu produzieren, macht es zu einer nachhaltigen Wahl für meine Kunstpraxis.
Ich empfinde es als meine Pflicht, nachhaltige Materialien in meine Arbeit zu integrieren und das Bewusstsein für umweltfreundliche Praktiken in der Kunst zu fördern. Steinpapier bietet mir die Möglichkeit, meine künstlerische Vision auszudrücken und gleichzeitig meinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Auch wenn Steinpapier noch nicht oft in der Kunst eingesetzt wird, bin ich insgesamt doch davon überzeugt, dass es dort eine vielversprechende Zukunft hat. Es ist eine innovative und verantwortungsvolle Wahl für Künstler, die sich für die Umwelt und die Schönheit ihrer Kunstwerke gleichermaßen einsetzen möchten.
Was denkst du über die Verwendung von Steinpapier in der Kunst? Hast du schon einmal mit diesem Material gearbeitet oder möchtest es ausprobieren? Schreib mir in den Kommentaren.
Wir können nur wachsen und lernen, wenn wir uns gegenseitig inspirieren und unterstützen.