In gut zwei Wochen geht’s für mich nach Spanien, an die Costa Brava – ich freue mich schon riesig. Ich war schon so lange nicht mehr am Strand und wusste vor Meerweh schon gar nicht mehr, wohin mit mir.
Aber wie das so ist, wenn die Vorfreude wächst. Da fängt man an, zu träumen: Werden wir morgens schon durch kleine Gassen streifen oder doch lieber gemütlich in der Sonne sitzen?
Und dann kam mir ein Gedanke: Könnte man das eigene Reiseverhalten nicht auch mal mit einem Augenzwinkern betrachten und es einer Kunstepoche zuordnen?
Neugierig, wie das aussehen könnte? Voilà – hier kommt ein Quiz für dich! Finde heraus, ob ein barockes Fernweh in dir schlummert.
Reisen bildet. Das war auch früher schon so. Und vielleicht geht der heutige Tourismus zurück auf eine alte Tradition: die Grand Tour.
Wer es sich leisten konnte, schickte seine Söhne in der Zeit vom 17. bis zum 19. Jahrhundert auf eine ausgiebige Reise durch Europa. Die Sprosse aus adligen und gut situierten Häusern sollten Kunst und Kultur studieren, Sprachen lernen und Geschichte vor Ort erleben. Und ja, sie sollten sich „die Hörner abstoßen“, dann nach Hause kommen und eine Familie gründen.
Italien war ein Muss als Station. Rom, Florenz, Venedig – die antiken Ruinen, Renaissance-Meisterwerke und barocke Prachtbauten – wer kann es ihnen verdenken? Aber auch Aufenthalte in Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden oder Deutschland gehörten zum guten Ton. Die Reisenden führten Skizzenbücher und schrieben ausführliche Reiseberichte über das, was sie unterwegs sahen.
Wie Reisen die Welt(sicht) verändert
Viele der Reisenden kehrten mit einem geschulten Blick und einem Sinn für Ästhetik zurück. Sie bauten und gestalteten ihre Landsitze nach den Vorbildern, die sie auf ihren Reisen gesehen hatten, oder sie gründeten ihre eigenen Kunstsammlungen. Und das hatte Einfluss auf die Kunst und Kultur in ihren Heimatländern.
Johann Wolfgang von Goethe zum Beispiel verfasste auf seiner Italienreise (1786–1788) nicht nur begeisterte Briefe über antike Kunst und klassizistische Harmonie – das Gesehene beeinflusste auch seine eigene Literatur, seine Zeichnungen und sogar seine Vorstellungen von Gartenarchitektur.
Auch Dank der Grand Tour konnten sich Kunstrichtungen über ganze Teile der Welt verbreiten. Römische Fresken inspirierten Innenräume in Weimar, venezianisches Licht fand Eingang in die niederländische Landschaftsmalerei und klassizistische Gebäude tauchten in England auf.
Das British Museum in London ist ein solches Gebäude. Die Fassade mit ihrem Säulenportikus erinnert stark an griechische Tempel. Robert Smirke, der Architekt des Haupttraktes und der Fassade, war selbst von 1801 bis 1805 auf der Grand Tour durch Europa gereist.
Auch viele der Exponate in den Sammlungen des British Museums sind „Mitbringsel“ der Grand Tour. Skulpturen, Münzen, Bücher, Zeichnungen und antike Objekte gelangten so nach England – kulturhistorisch prägend, allerdings nicht immer ganz unproblematisch, da sie nicht unbedingt mit dem Einverständnis der Herkunftsländer erworben wurden.
Natürlich ist eine Urlaubsreise heute selten eine Grand Tour im klassischen Sinne – aber wer weiß? Vielleicht steckt ja in dir doch ein bisschen Renaissance-Mensch oder ein barocker Genießer?
Das Quiz: Welche Kunstepoche steckt in deinem Reisestil?
Bereit, es herauszufinden?
Mach das Quiz und finde heraus, welche Kunstepoche zu deinem Reisestil passt.
Zur Auswertung
Welche Kunstepoche bist du?
Romantik: Reisen mit Gefühl und Fernblick
Die Natur weckt in dir Sehnsucht und manchmal sogar einen Hauch von Melancholie. Du lässt dich gern treiben. Auf Reisen suchst du nicht Action, sondern ein Gefühl. Ein besonderer Lichtmoment am späten Nachmittag, ein leerer Strand, eine Wanderung durch nebelverhangene Wälder – das ist dein Element. Dabei geht es dir nicht nur ums Sehen, sondern ums Spüren.
Wie die Künstler:innen der Romantik siehst du in der Natur etwas Größeres – manchmal auch etwas Tröstliches. Du suchst nicht nach dem perfekten Selfie, sondern nach echten Momenten. Deine Kamera bleibt öfter mal in der Tasche, weil du lieber einfach da bist. Und wenn du doch ein Foto machst, dann ist es ein stiller Augenblick mit viel Atmosphäre. Vielleicht hast du auch ein Skizzenbuch oder ein Reisetagebuch dabei – nicht, weil du etwas festhalten musst, sondern weil es sich gut anfühlt.
Auch die Romantiker:innen des 19. Jahrhunderts waren Reisende im besten Sinne: Caspar David Friedrich zog es in die Sächsische Schweiz, William Turner malte das Licht über Venedig, und in den Tagebüchern von Bettina von Arnim spürt man das gleiche Fernweh wie in so manchem heutigen Reiseblog.
Für dich ist Reisen eine Art leise Entdeckung – nicht nur von Landschaften, sondern auch deiner selbst.

Caspar David Friedrich | Der Wanderer über dem Nebelmeer, Hamburger Kunsthalle
Barock – Reisen mit Drama, Glanz und großer Geste
Du liebst das Leben in vollen Zügen. Und auch deine Reisen sind ein Fest für die Sinne: gutes Essen, eindrucksvolle Bauwerke, vielleicht ein Hauch von Luxus oder Extravaganz. Ein schönes Hotel mit Stil? Unbedingt. Ein bisschen Drama in der Aussicht? Gern. Du magst es, wenn Dinge dich beeindrucken – und wenn du selbst etwas zum Staunen beitragen kannst.
Deine Kamera fängt starke Kontraste ein: Licht und Schatten, Gold und Tiefe. Du genießt es, unterwegs Schönes zu entdecken, dir Zeit zu nehmen und es dir gut gehen zu lassen. Vielleicht planst du zwischendurch auch bewusst kleine Highlights ein – sei es ein Konzert in einem historischen Saal oder ein Glas Wein mit Blick über die Stadt. Du zelebrierst das Leben – mit Gefühl, Stil und einem Schuss theatralischem Esprit.
Die barocke Kunst liebt die große Geste, das Spiel mit Licht und Emotion, das Sinnliche, das Überwältigende. In den Werken von Caravaggio leuchten Gesichter aus dunklem Hintergrund hervor, die Kirchenräume von Gian Lorenzo Bernini verbinden mit dramatischer Lichtregie Spiritualität und Sinnlichkeit, und Artemisia Gentileschi malte Frauen mit Stärke und Ausdruckskraft.
Der Barock war nie leise – und du bist es auf Reisen auch nicht. Stattdessen bringst du Energie mit, ein Gespür für Atmosphäre und ein Faible für das Schöne in seiner opulenten Form.

Giovanni Antonio Canal, genannt Canaletto | Venedig- San Markus Platz ca. 1758, National Gallery, London
Renaissance – Reisen mit Weitblick und klarem Kompass
Du reist mit Neugier – und einem Blick für das Große Ganze. Für dich ist Urlaub nicht nur Erholung, sondern auch Horizonterweiterung. Du möchtest verstehen, entdecken, lernen. Vor einer alten Fassade bleibst du stehen, weil du sie wirklich sehen willst. Du liest Hintergrundinfos zu Orten, gehst gern ins Museum – aber nicht, um Punkte auf einer Liste abzuhaken, sondern weil dich die Geschichte wirklich interessiert.
Dein Blick ist strukturiert, klar und fokussiert. Vielleicht planst du deine Reisen im Voraus, suchst nach echten Besonderheiten oder Details, die andere leicht übersehen. Du bist fasziniert vom Zusammenspiel von Mensch, Raum und Idee, ganz wie die Künstler:innen der Renaissance.
Auch in der Kunst der Renaissance ging es um den Blick auf das Ganze – und auf das Dahinter. Perspektive wurde zum Werkzeug, um Ordnung zu schaffen; Proportion zum Ausdruck von Harmonie. In den Gemälden von Leonardo da Vinci oder Raffael spiegelt sich ein Weltbild, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht, nicht um zu herrschen, sondern um zu verstehen.
Und vielleicht bist du auch auf Reisen ein wenig wie die großen Denker:innen dieser Zeit: offen für neue Perspektiven, aufmerksam für Details – und mit einem Sinn für Schönheit, die mehr ist als Fassade.

Sandro Botticelli | Das Urteil des Paris, Fondazione Giorgio Cini, Venedig
Moderne – Reisen mit Neugier, Freiheit und dem Blick fürs Unerwartete
Spontan, offen, ein bisschen unkonventionell – du liebst es, unterwegs neue Impulse zu bekommen. Du gehst erstmal los und schaust dann, was passiert. So entdeckst du kleine, besondere Cafés, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Oder eine Ausstellung, die dich völlig begeistert. Du findest Schönheit oft da, wo andere achtlos vorbeigehen – in Alltagsmomenten, in Kontrasten, in der Bewegung.
Deine Fotos sind vielleicht auch mal schief oder unscharf, aber sie erzählen etwas Echtes. Du bist offen für Neues, magst kreative Orte, spannende Menschen und ungewöhnliche Wege. Wie die Moderne suchst du nicht die perfekte Form, sondern das lebendige Jetzt. Deine Reisen sind Ausdruck von Freiheit – und manchmal auch eine kleine Flucht aus dem Gewohnten.
Auch in der Kunst der Moderne ging es um Aufbruch, Experiment und das Loslassen alter Regeln. Künstler:innen wie Paul Klee, Wassily Kandinsky oder Sonia Delaunay malten das, was sich nicht mehr in klassische Kompositionen pressen ließ: Bewegung, Rhythmus, Alltag, Gefühl. Ihre Bilder wirken oft wie visuelle Reisetagebücher – voller Eindrücke, Brüche und Energie.
Und vielleicht bist du auf Reisen genau wie sie im Atelier: neugierig, offen für den Moment – und immer ein bisschen auf der Suche nach dem, was dich überrascht.

Paul Klee | Hauptweg und Nebenwege - Museum Ludwig
Und?
Welche Epoche steckt in dir? Erkennst du dich wieder? Schreib’s mir gern in die Kommentare – ich bin gespannt, mit wem ich demnächst vielleicht ein Sonnenuntergangsbild austausche.
Jedenfalls hoffe ich, das nicht ganz so ernst gemeinte Quiz hat dir Spaß gemacht. Und vielleicht hattest du dabei deine eigenen Urlaubspläne im Kopf. Ich wünsche dir jedenfalls jetzt schon gute Reise-Vibes!